
Endlich am Ziel! Ich hab's echt gepackt und das war wirklich ein harte Nuss, muss ich sagen. Vor meiner Tour hätte ich nicht gedacht, dass es wieder so hart wird. 98km musste ich heute nochmal strampeln. Aber zum Glück ohne Gepäck. Das Ganze ist echt, wie wenn ich ein anderes Fahrrad hätte oder E-Bike fahren würde. Ein Traum wie leicht das alles geht. Ich kann auf einmal steile Berge fahren ohne Probleme. Die 20kg oder so, die ich da immer mit mir rumschleppe, machen einen gewaltigen Unterschied. Ich hab heute sogar einen Rennradfahrer überholt. Das hat's bis jetzt noch nicht gegeben. Normalerweise lassen die mich immer stehen, als ob ich gar nicht treten würde.
Nach einer angenehmen Nacht in einem Bett und 2 mal duschen, gabs lecker Frühstück bevor ich mich auf die 45km Strecke, bis zum Cabo da Roca aufgemacht habe. Ich hab mich wirklich aufs fahren heute gefreut. So konnte ich nochmal einen gebührenden Abschluss für diese Tour erleben. Gestern war ich ja ein bisschen überfordert, mit all den Touris und Autos und Großstadt etc. Heute wusste ich, wo ich schlafe, hatte wenig Gepäck und es war auch nicht so weit, da steigt man schon leichter auf seinen Drahtesel. So ging's 20km durch Lissabon und seine Vororte. Direkt am Anfang hätte es mich fast geschmissen, wegen den Straßenbahnschienen in die mein Reifen leider genau rein passt. Blöd eingefädelt, weil der Winkel nicht gepasst hat, beim überfahren. Konnte aber alles mit den Füßen noch rechtzeitig abfangen. Zum Glück war ich nicht schnell. Bei diesen Steigungen hier kann einem sowas, aber echt zum Verhängnis werden. So ging's durch wirklich ordentliche und ganz schöne Vororte immer weiter Richtung Westen. Bergauf bergab, vorbei an verbrannten Wäldern, durch einen früheren Waldbrand verursacht, aber nur 2 Fussballfelder groß. Je näher ich Richtung Atlantikküste kam, desto grüner wurde alles. Auf einmal gab's wieder Gras am Straßenrand und Blumen über Blumen. Ganz anders und schön, im Gegensatz zur kargen Landschaft, die ich ein paar Tage zuvor durchfahren habe. Als ich dann den letzten Anstieg gemeistert hatte, wurde es ganz schön windig. Jede Kurve in der ich mich in den Wind drehen musste, dachte ich mir "nicht schon wieder", aber irgendwann werde ich heute ankommen!!! Eine sehr schöne Küstenstraße ging es entlang. Sehr gepflegt und sauber mit neuen Bushaltestellen und guten Asphalt. Endlich konnte ich dann das Kap erspähen und hab mich richtig gefreut!!! Nur noch eine Abfahrt mit vielen Kurven hinunter und ich war endlich da. Am alten Leuchtturm vorbei gerollt, und zu Fuß die letzten Meter bis zur Markierung. Yeah! Ich hab es tatsächlich geschafft!!! Und kann vom westlichsten Punkt Europas Grüßen!!! Wie geil ist das denn! Ich bin wirklich bis zu einem Ozean vom Bauwagen in Sola gefahren. Einem echten Ozean. Hammer! Das ist schon nochmal ne andere Nummer als das Mittelmeer! Ich hab echt den Atlantik erreicht. Irgendwie unbegreiflich. Natürlich hab ich dort noch das obligatorische Siegerfoto gemacht und hab mich ein bisschen unter die Touris gemischt. Danach gab's natürlich noch meine Siegesfanta!!! Die muss einfach sein!!! So konnte ich wirklich einen schönen Abschluss machen und hab mir nochmal einen Ort ein bisschen abseits gesucht und auf den Atlantik geschaut. Konnte die Reise nochmal schön Revue passieren lassen, mich bedanken bei allen Begleitern und Schutzengeln und bin dann eine Stunde später wirklich beseelt, glücklich und zufrieden wieder auf mein Fahrrad in Richtung Lissabon gefahren. Ein wirklich schöner Abschluss für mich. Am Rückweg hab ich es sozusagen 45km ausrollen lassen. Ich bin ganz gemütlich vor mich hin gefahren, hab überall angehalten, wo ich irgendwas entdeckt hab. Und bin natürlich noch baden gegangen an einem Strand von den unzähligen die ich auf der Rückfahrt passiert hatte. Es ist wirklich schön, einfach Zeit zu haben. Ich wusste, es wird noch lange genug hell sein. Alles ist organisiert. Es gibt keine Unsicherheiten und keine Überraschungen. So kann man echt ziemlich entspannen und Fahrradfahren wird auf einmal wieder ganz einfach. Am Abend hab ich mir gerade noch einen Döner gegönnt und freue mich morgen nicht wieder aufs Fahrrad steigen zu müssen. So können meine kleinen Wunden alle wieder verheilen. Und außerdem merke ich wirklich wie wenig Kraft meine Oberschenkel gerade noch haben. Ich glaub mein Körper hat gecheckt, dass es das jetzt war und fährt endlich in den Entspannungsmodus. Ich werde einige Tage brauchen, damit meine Speicher wieder voll sind und ich komplett regneriert habe.
Ich möchte mich bei allen bedanken, die mit mir an meiner Reise teilgenommen haben. Jedes Wort, alle Nachrichten, und Wünsche und Grüße haben dazu beigetragen, dass ich diese Tour geschafft habe. An manchen Tagen hatte ich wirklich Tränen in den Augen, bei manchen Nachrichten. Das hat mir wirklich geholfen, wieder Kräfte zu sammeln und weiter zu machen. Ohne die Unterstützung wäre ich in manchen Momenten einfach aufgeschmissen gewesen. Vielen Dank dafür!!!
Jetzt heißt es Füße hochlegen und ein paar schöne Tage zusammen mit meiner Verlobten zu verbringen!
So findet eine spannende Reise sein wohlverdientes Ende!
Wir sehen uns in der Heimat wieder!
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Heidi H. (Dienstag, 22 August 2023 06:45)
Super gemacht Stefan, tolle Leistung, Glückwunsch.
Schönen Urlaub euch, Grüße aus Sola
Stivi (Dienstag, 22 August 2023 09:55)
Vielen Dank Heidi. Jetzt brauch ich erst mal Pause.
Helmut Heckel (Dienstag, 22 August 2023 13:56)
Hallo Stefan, Wahnsinn ziehe meinen Hut. Werde die tollen und interessanten Tagesberichte vermissen. Ruh dich aus .Schönen Urlaub.
Stivi (Dienstag, 22 August 2023 15:53)
Vielen Dank. Aber Erholung ist jetzt bitter nötig.
Michael Stark (Dienstag, 22 August 2023 17:43)
Hallo Stefan, also das ist echt der Wahnsinn. Eine Superleistung, für mich eigentlich unvorstellbar, das man das schaffen kann, aber Du hast es geschafft und die "Siegerfanta" hast Du Dir sowasvon verdient.
Wünsche Euch beiden jetzt noch ein paar schöne Tage und Dir ein gute Regeneration !!!
Viele Grüße aus Paderborn, Michael
Stivi (Dienstag, 22 August 2023 19:08)
Vielen Dank Michael. Ich hoffe wir sehen uns bald mal wieder.