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Tag 24: Ab nach Portugal: El Granado - Grândola

Portugal erreicht
Portugal erreicht

Was für ein toller Tag! Ich hab 153km von der Uhr genommen und hatte wirklich Spaß! Am Ende waren die Kräfte zwar weg, aber der Tag lief wie am Schnürchen. Wie sich das von Tag zu Tag, so extrem unterscheiden kann, ist mir echt ein Rätsel. 

Heute hab ich nach einer guten Nacht. Zwar mit Wind und viel Hundegebell, direkt beim aufstehen gemerkt, es kann gut werden. Das mit den Hunden, wenn mir den Sinn mal einer erklären könnte?! Man stellt einen Wachhund zu seinen Schafen. Ist ja alles schön und gut. Aber sollte man sich denn, dann nicht so darum kümmern, dass der Köter nicht das ganze Dorf zusammen bellt, die ganze Nacht! Keine Gefahr weit und breit und nur gejaule und gebelle. Das ist doch nicht der Sinn eines Wachhunds. Die Tiere tun mir echt leid. Leider ist das in vielen Ländern so verbreitet.

Heute hab ich gemerkt, da geht was. Der Kopf hat die Last von gestern irgendwie abgeworfen. Das positive wurde heute direkt klar und wichtig. Ich wusste, wenn ich das heute gut mache, dann bin ich Sonntagabend in Lissabon. Wenn das nicht mal ein Ansporn ist. So hab ich direkt bei Sonnenaufgang mein Zelt verpackt. Noch kurz gefrühstückt. Mit Nessi, Lars und Mina telefoniert, was zusätzlich motiviert hat. Wenn die 2 Jährige einen anfeuert mit "auf geht's Stivi" , dann kann man sich nicht lumpen lassen. So ging's los und ich wusste direkt Portugal werde ich schnell erreichen. Tatsächlich waren es nur 15km nach Portugal. Diesmal auch mit ordentlichen Schild, wie sich das bei einer Grenzüberschreitungen gehört! Ich bin kurz am Grenzfluss " Guadiana" entlang gefahren in Pomarão, bevor ich steil die Böschung aus dem Flusstal hinaus musste. Total komisch , ich fahr Tage durch Andalusien, sehe nur Weizenfelder und Olivenbäume und jetzt auf einmal ein kleiner Hafen und ein paar Angler. Total krass. Der Hafen wurde scheinbar zum Abtransport von Erzen genutzt. Die Minen dazu sollen irgendwo drum rum liegen. Leider hab ich nichts davon gesehen. So bin ich ordentlich begrüßt worden im letzten Land meiner Reise. Und in Portugal war ich noch nie und ich kann es endlich auf meiner Rubbelkarte freirubbeln. Was direkt aufgefallen ist. Spanien hatte eine top Straße bis zur Grenze. Eigentlich die letzen 100km schon, alles mit EU Geldern gebaut und Portugal hatte eine Straße ohne Mittelstreifen geschweige denn irgendwelche Streifen. Scheinbar ist das EU Geld hier noch nicht angekommen. Was aber auch nicht nötig ist. Es war eh kaum was los. Ein neues Land betreten ist immer spannend und dadurch verging die Zeit wie im Flug. Ich bin wirklich durch ländliches Gebiet am Anfang gefahren. Überall Weiden mit Kühen und Kuhglocken oder Schafen , wie im Allgäu nur dass hier nichts grün ist. Aber in Portugal stehen viel mehr Bäume rum als in Andalusien, so konnte ich heute immer wieder durch Alleen fahren und den Schatten kurz genießen. Man fährt so durchs Land und fragt sich was ist, denn noch so anders. Und mir ist direkt aufgefallen, es ist sauber. kein Müll an den Straßenrändern. Das hat mich echt gefreut, leider wurde das zum Schluss des Tages wieder schlechter. Weiter sind viele Häuser weiß mit blauen Sockel gestrichen, vielleicht hat das ja einen Grund, der mir sich nicht erschließt. Vor allem die Regierungs und Lokalen Gebäude sind so gestaltet. Ansonsten muss ich sagen sieht Portugal wirklich ordentlich und gepflegt aus. Die Häuser und Gärten wirklich gepflegt. Das hat man in Spanien in einigen Ecken ein bisschen vermisst. Der größte Unterschied aber ist der Fahrstil. Spanier sind extrem zurückhaltend und vorsichtig im Umgang mit Fahrradfahrern. Portugiesen gar nicht. Ich werde hier immer überholt egal ob was entgegen kommt oder nicht. Auch wenn nur 30cm an meinem Lenker vorbeigefahren wird. Die Portugiesen sind da rigoros und schmerzbefreit. Zum Glück bin ich da auch schmerzbefreit und mir macht das nicht viel aus. Ansonsten muss man sich hier echt was überlegen. Zum Beispiel eine Schwimmnuddel seitlich auf den Gepäckträger spannen, damit die Autos mehr Abstand halten. 

So hab ich das heute wirklich geil durchkurbeln können, nur kurze Trinkpausen bis km 84 in Beja. Da hab ich mir aus dem Supermarkt einen Salat gegönnt und auf einer Wiese, an eine Palme gelehnt verspeist. Da ging's mir richtig gut und ich wusste es ist echt Dampf im Kessel. Und wann macht man als Deutscher schon mal Rast an einer Palme. ;)

Danach gings weiter immer in Richtung Grândola. Hier musste ich immer wieder die Schnellstraße nehmen weil ansonsten nichts da war. Total dumm Schnellstraßen, werden mir mit Schildern verboten, aber meistens sind das ausgebaute Landstraßen. So fahr ich auf der Landstraße und auf einem kommen dann Verbotsschilder. Ich kann dann aber nichts mehr machen, weil so viele andere Strecken gibt's hier nicht. Ist ja nicht wie in Deutschland. Beim ersten Schild hab ich mal nochmal gegoogelt, wie die Regeln sind und hab mich dann entschieden, mir bleibt nichts übrig außer probieren. Die Polizei wird schon Samstag nicht kommen und dann erklär ich halt, dass es gar nicht anders geht und das Schild total bescheuert ist. Es ist zum Glück heute weit und breit keine Polizei unterwegs gewesen und die anderen Autofahrer hat es gar nicht gestört, dass ich dort auf den Seitenstreifen meine Bahnen gezogen habe. Ich wurde eher gefeiert von den Autofahrern, dass es einen verrückten mit dem Fahrrad gibt. Das motiviert schon auch wenn dir Leute zurufen oder Hupkonzerte für einen veranstalten. Ich muss sagen, da haben mich die Portugiesen positiv in Empfang genommen. Erst die letzten 10 km wurden heute zäh und ich hatte einfach keine Kraft mehr. Da war der Tank einfach leer. Und ich hab mich so auf einer Arschbacke ins Ziel gerettet. Direkt noch in den Supermarkt und dann hab ich mir Außerhalb von Grândola eine Picknick Ecke gesucht, die ich bei Google gefunden habe. Ich dort hin. Echt viel los dort. Ich Depp. Es ist Samstag Abend. Natürlich ist dort was los. Ich hab mir jetzt im Gebüsch und ein bisschen abseits mein Zelt aufgestellt und werde hoffentlich in Ruhe gelassen. Apropos Arschbacke. Meine linke Pobacke wird wieder besser und ich konnte heute wieder besser sitzen. Die Blase ist aufgegangen und dadurch ist es besser geworden. 

Jetzt lieg ich hier und frag mich, wie ich diesen Tag hinbekommen habe. Das war echt mit Leichtigkeit und ging ohne große Probleme von der Hand. Man sieht so ein Rennen gewinnt man im Kopf und nicht mit den Beinen. Der Körper folgt den Geist und das finde ich verrückt. Das heißt also auch man muss aufpassen, mit welchen Gedanken man seinen Geist füttert, weil man kann durch sein Denken den Körper beeinflussen. Sei es schmerzen oder Heilung. Sei es Sport oder kein Sport heute. Ich glaube wirklich man kann sich da sehr sehr viel einreden. Wir haben einfach nur krasse Reserven in unserem Körper, auf die wir nie zugreifen müssen in unserem Alltag. Also man merke sich, in Jedem von uns steckt viel mehr als man denkt. 

Morgen geht's noch 100km weit und mein erstes Ziel ist erreicht. Unglaublich nur noch 100km und danach nochmal 100km an den westlichsten Punkt. Gott bin ich weit gekommen. Sogar Zeitumstellung hab ich mittlerweile mitgemacht. Einfach nur verrückt wenn ich mir überlege wann und wo ich losgefahren bin. Jetzt wird morgen nochmal alles reingelegt, damit wir Lissabon auch sicher erreichen.

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