
Heute waren das harte 143km. Knüppelhart für den Kopf. Die Strecke war nicht schlimm eher Durchschnitt. Nur hat der Kopf heute elendige Probleme gemacht. Irgendwie war ich mit meinem Kopf nach dem Hotel und schönen Essen schon in Lissabon. Nur um leider in der harten Realität aufzuwachen, es geht noch ein ganzes Stück. Das war heute echt demotivierend wie sau. Und eigentlich total unverständlich, weil ich, weis es eigentlich ja. Kenn ja alle Zahlen ,Daten, Fakten in- und auswendig. Da spielt man sich selbst echt einen Streich. Irgendwie sieht man mal wie leicht der Geist zu beeinflussen ist und wie schnell man von seinem geplanten weg abkommen kann. Ich hab mich heute wirklich nach "El Granado" geschleppt. Das letzte Dorf vor der Grenze nach Portugal. Ich übernachte am Spielplatz ein bisschen außerhalb und werde mein Zelt aufstellen, weil ich nichts für die Hängematte finden kann. Dumm wenn man seine Seile vergisst. Es ist jetzt um 21 Uhr bei Wind immer noch so scheiße warm, 31°C das ich gerade in den Schatten flüchten musste. Diese Hitze saugt jedes leben aus mir. Jeden Tag merke ich, wie unglaublich anstrengend so ein Fahrradtag wird, nur weil die Sonne auf mich niederbrennt. Da gehen ganz schön Körner zusätzlich mit drauf. So wird eigentlich eine einfache Strecke, auch zu einem Höllenritt. Ich hoffe mit Essen und Schlaf, bekomme ich mich für morgen wieder fit. Denn aufgeben gibt's nicht. Wenn der Kopf Morgen wieder besser am Start ist, dann sollte das schon werden. Es ist schon verrückt, das Ziel ist so nah und irgendwie doch noch so weit weg. Es braucht oft im Leben Höllen viel Anstrengung um Ziele zu 100% zu erreichen.
Zurück zu meinen Tagesablauf. Ich hab lecker im Hotel gefrühstückt und mich dann wohl oder übel wieder verabschiedet. Geschlafen hab ich wie ein Stein. Nur mit Blog und telefonieren bin ich echt spät ins Bett gekommen. So ging mein weg wieder raus aus Sevilla. Der Weg war okay immer in Richtung Huelva konnte ich viele Landstraßen nehmen und durfte bisschen hoch und runter strampeln. Echt nichts wildes, weniger Höhenmetern am Stück als am Meer. Mal 20 m hoch dann wieder runter. Jeder Kilometer den ich so gemacht hab, war echt zäh. Es fühlte sich vom ersten km richtig schwer an. Zudem konnte ich kaum sitzen. Ich glaub ich hab mir eine Blase an der linken Pobacke gesessen. So musste ich mich wirklich rein kämpfen in den Tag. Erst zwischen 40-90km wurde es leichter. Dort hat der Kopf sich mit vielen vielen Gedanken über Gott und die Welt abgelenkt und der Schmerz im Hintern war weg, die Hitze auf einmal erträglich und ich kurbelte so vor mich hin. Ich hab die erste PV Anlagen Felder in Spanien entdeckt und ein cooles Kraftweek mit Parabolspiegel. Das sieht echt spaceig aus wenn die Sonnenstrahlen auf einen Punkt konzentriert werden, um dort Wasserdampf zu erzeugen. Hat ein bisschen was von das Auge Saurons von Herr der Ringe. Dann hab ich noch einen coolen Brunnen , der auch Ziegentränke ist gefunden und endlich mal English mit dabei in der Beschreibung, seit wann es ihn gibt und wozu er diente. Echt mal cool, ein toller Rastplatz. Und natürlich hab ich mein Konzept wieder angewendet. Alle Kleidung komplett nass gemacht, damit ich eine Schutzausrüstung gegen die Sonne habe. Leider funktioniert das nur für 30 min, danach muss ich mich mit Flaschen wieder nass machen. Bei 94km hab ich beschlossen ich esse ein Eis und im Supermarkt gab's leider kein Einzelnes, also hab ich halt 500gr gefuttert. Schön auf einer Parkbank im Schatten. Da war die Welt sowas von in Ordnung ein Glücksgefühl vor dem Herrn. Und so gleich wurde ich so müde, das ich direkt auf der Parkbank voll weggepennt bin. Ich hab 45 min. einfach geschlafen. Als die Sonne mir den Schatten geklaut hat, wurde ich wach. Das hält man ja nicht aus in der Hitze. Krass. Sowas ist mir so noch nie auf einer Fahrt passiert. Aber scheinbar bin ich ein bisschen an meiner Leistungsgrenze. Danach gingen die ersten 5km gut, dann wurde es wieder eine zähe Geschichte. Bei 130km hab ich für Abend eingekauft und jetzt hab ich mir hier auf dem Spielplatz mein Nachtlager eingerichtet. Ich musste echt warten bis die Sonne unterging. Ansonsten ist es immer noch so warm. Unglaublich. Und als die Sonne unterging, ging der Wind los. Nicht von schlechten Eltern. Mein Zelt hat's beim Aufbau einmal umgeweht. Jetzt steht's aber sicher. Vielleicht erklären sich jetzt auch die vielen Windräder in der Umgebung. Jetzt wird noch bisschen gegessen und genascht, damit ich morgen wieder Kräfte habe. Der Wind wird in der Nacht schon irgendwann aufhören hoffe ich mal.
P.s. meinem Bauch geht's seit gestern Nachmittag wieder gut und ich kann wieder alles essen. Dadurch hoffe ich das ich wieder besser zu Kräften komme und erhobenen Hauptes in Lissabon ankomme.
Aushalten und weitermachen. Mit 110% zum Sieg!
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