Tag 21: Ab nach Portugal: Almuñécar - Teba

Heute hab 153km geschafft. Und das war wirklich nicht leicht. Ich hab mir das irgendwie leichter vorgestellt. Die Hitze jetzt im Landesinneren ist echt übel. Die letzten Kilometer mit Gegenwind. Das fühlt sich an als ob jemand einen Föhn angemacht hat und das, um 9 Uhr abends immer noch. Mal schauen wie die nächsten Tage werden und welche Ideen ich umsetzen muss, damit ich hier ans Ziel komme. Diese Hitze ist echt verrückt und macht mir mehr zu schaffen, als ich mir das im verregneten Deutschland vorgestellt habe. Irgendwie kostet unter diesen Bedingungen jeder Kilometer ein bisschen mehr Kraft und mein Körper ist nach den 150km meistens ganz schön im Arsch. 

Gestern Abend durfte ich bei einem echt krassen Feuerwerk einschlafen. Ich bin irgendwann einfach weggepennt, weil ich nicht mehr konnte. Sowas hab ich noch nie gesehen, muss ich sagen. Denke 30 min. Hat's gedauert und es war beeindruckend. Danach ging die Nacht sehr gut vorbei und ich hab geschlafen wie ein Stein. Nur leider hab ich beim einpacken meiner Hängematte, die Seile vergessen mitzunehmen und die liegen noch dort. So ein Mist. So müssen die Bäume leider etwas genauer passen. Heute hab ich einen passenden Olivenbaum gefunden. Am Ende der Welt dann links. Dort lieg ich in meiner Hängematte auf einer Olivenplantagen. Vor 3 km hab ich noch einen Schäfer getroffen, der seine Schafe gehütet hat und seitdem nichts mehr. Heute sehe ich sogar den Sternenhimmel. Keine Lichtverschmutzung durch irgendwelche Camping Lichter oder Städte. Echt mal schön so richtig in der Wildnis zu sein. Hier kann ich sicher schlafen wie ein Stein. 

Mein Tag heute hatte ein echtes Highlight. Ich hab in Malaga Robin, einen Kollegen, getroffen. Er macht mit der Familie hier in Andalusien Urlaub und ich war immer wieder in Kontakt mit ihm, ob das auch hinhaut, dass sich unsere Wege kreuzen. Und siehe da es hat geklappt! Wir haben uns in einem netten Kaffee mitten in Malaga getroffen und ich hatte mal ein bekanntes Gesicht zum reden. Sehr cool und vielen Dank für die Einladung Robin. Die letzten Wochen ohne die Sprache zu sprechen waren ja eher schwierig und wenn dann nur bestellen und bezahlen oder so. Jemand mal nicht vom Telefon zu hören , sondern in echt zu erleben, tut schon echt gut. Und jetzt können wir auf jeder Spanienerpobung erzählen, das wir uns getroffen haben. Nach so einer Pause, treten sich die weiteren Kilometer viel viel leichter.

Nach Malaga hab ich die Küste verlassen. Ich muss sagen mit einen lachenden Auge, weil es Richtung Ziel geht. Mit einem weinenden Auge, weil neue Herausforderungen mit Hitze und Höhenmetern wieder mal auf mich zukommen. Das Bild hat sich auch sehr schnell gewandelt. Hinter Malaga bin ich durch ein kurzes Stück gefahren, da hab ich mir gedacht, was ist denn hier passiert. Da haben die Kinder direkt neben den Müllkippen gespielt und die Häuser haben ausgesehn. Oh mein Gott. Manchmal fragt man sich wirklich wie sowas sein kann. 2 km vorher und 1 km danach alles wieder normal Zustand. Was man merkt. Es gibt hier viele abgeerntete Weizenfelder und natürlich Olivenbäume. Wirklich etwas anderes gibt's eigentlich nicht. So wird's auch bis Lissabon weitergehen denke ich mal. Die Gegend hier ist recht dünn besiedelt. Immer wieder mal ne kleine Stadt, alle 20km. Manchmal dazwischen einige Haciendas. 

Aktuell ist eher mein Kopf als meine Beine das Problem. Ich hab manchmal das Gefühl der Kampfgeist ist nicht vorhanden, wegen der Angst vor Hitze und Sonne. Wie wenn man vor Angst gar nicht richtig kämpfen will. Das ist irgendwie ein komischer Zustand. Ich hoffe der baut sich wieder ab, damit die weiteren Kilometer, leichter werden. Eigentlich hab ich normalerweise noch viel mehr " Jetzt erst Recht" wenn ich nur noch unter 1000km weit fahren muss. Wir werden sehen wo die Reise hingeht. Natürlich bis ins Ziel!!! Für morgen hab ich schon besondere Pläne geschmiedet und werde zur Feier des Tages ein Hotel nehmen und lecker essen . Soweit mal zum Plan. Wir werden sehen was passiert. Jetzt werde ich unterm Sternenhimmel meine Augen schließen und  auf gutes hoffen.