· 

Tag 19: Ab nach Portugal: Àquilas - Almeria

Übernachtung am Strand
Übernachtung am Strand
Da ist sie. Meine lang ersehnte Übernachtung am Strand. 147km hab ich heute auf die Kilometeruhr gespielt. Und damit eine Übernachtung am Strand verdient. Ich kann eh keinen Meter mehr weiter. Spanien hat mir heute wieder ganz schön Kraft gekostet. Es geht nur rauf und runter, den ganzen Tag und dann noch bis zu 35 °C im Schatten. Mein Tacho zeigt auch manchmal 41°C aber das glaub ich nicht, weil der ja immer in der Sonne ist. Ich musste wieder 1500 Höhenmeter machen, damit ich hier ankomme. Ich übernachte direkt am Strand neben dem Flughafen von Almeria. Morgen werde ich dann die Stadt erreichen und Motril anpeilen. 
Aber jetzt mal zum Ablauf meines Tages. Ich muss sagen die Nacht war unruhig und mein Bauch hat mir heute Nacht ein paar Probleme gemacht. Das wurde erst heute Nachmittag wieder so richtig gut. Ich hoffe es bleibt jetzt so. Zusätzlich konnte ich ewig nicht einschlafen, weil dauernd spanische Kinder kreischend und schreiend durch den Campingplatz gerannt sind. Und spanische Kinder müssen nicht früh ins Bett, kann ich euch sagen. Oben drauf bin ich dann von Hängematte ins Zelt und zurück gewechselt. Einmal zu warm, dann wieder zu kalt und dann wurde es schon wieder hell. Insgesamt nicht so eine erholsame Nacht. Aber so ist es halt. Dafür war der Campingplatz wirklich einer der besten. 
Danach gings los mit radeln. Die ersten 40km bis Mojacar liefen echt ordentlich und ich hatte Energie, obwohl mein Bauch da noch gegrummelt hatte. Als ich dann unter einer Palme am Strand Pause gemacht hab , wollte ich mein Handy das erste mal anmachen. Und siehe da. Handy fährt nicht hoch. Hard reset. Alle wilden Kombis am Handy von Knöpfen ausprobiert. Nichts. Bestimmt 20 Versuche hard reset. Jedesmal kurzer Kreisel des Todes und dann schwarzer Bildschirm und Ende. So ein Kack dachte ich mir. Das kann ja heiter werden. Wie sag ich zu Hause bescheid das alles i.o. ist. Wie finde ich eine Handyladen, der mir helfen kann. Tausend Sachen gingen mir durch den Kopf und die nächsten 20 km bis zur nächsten Stadt, haben sich meine Gedanken nur, um das Thema Handy gedreht. Verrückt wie abhängig ich von dem Ding bin. In der nächsten Stadt bin ich in einem Supermarkt um ne Nadel zu kaufen, weil ich dachte evtl. geht's wenn ich die Sim Karte ausbaue. Natürlich Nichts zu finden und spanisch ist jetzt ohne Handy bissl komplizierter um Wörter nachzuschlagen. Zusätzlich kann man aus den Dingern ja den Akku nicht mehr rausnehmen. Also bin ich durch die Stadt, um nach einem Handyladen zu suchen. Nichts zu finden. Schnorchelausrüstung und Strandmatten zur genüge, aber weit und breit kein Handyladen. Danach hab ich mich nochmal in den Schatten gesetzt und dachte mir vielleicht ist es ja durch den Supermarkt kühler geworden, damit es anspringt. Und siehe da, es ist wieder an gegangen. Gott ich hab mich beim Herrgott bedankt, damit ich einfach weiterfahren konnte und auf alle Verzögerungen und was auch sonst noch alles auf mich zu gekommen wäre, nicht machen musste .
Am Ende lag es, glaub ich am Energiesparmodus, der das hochfahren blockiert hat. Erst als ich 90% Akku hatte, wurde dieser automatisch beim hochfahren deaktiviert und ich dachte mir laden kann ja nicht schaden. Manchmal hat man einfach ein bisschen Glück im Leben ;).
Darauf hin konnte ich wieder mit beruhigten Kopf dahin strampeln. Schön auf und ab und durch eine Gott verlassen Landschaft. Es wird als Nationalpark ausgewiesen "Parque Natural Cabo da Gata-Nijar" . Vereinzelt standen da schon ein paar Häuser rum und alle 20-30 km kam auch eine Stadt. Es wurde auch groß mit Urlaub dort geworben und ich dachte mir, wer gar keinen Bock mehr auf die Menschheit hat, der kommt hier her und geht 3 Wochen wandern. Bestimmt nicht schlecht zum runterkommen. Aber besser im Frühjahr oder Herbst. Unter den Bedingungen keine gute Idee. 
Meine lange Pause hab ich dann bei 92km auf einem tollen Aussichtspunkt gemacht. Hab mich im Schatten auf eine Mauer gelegt. Unten das Meer und hinter mir Berge und ich darf nach der Pause mit Abfahrt starten. Yes!!!. Ich glaub ich muss lernen Muße zu tun. Ich glaub es ist gut einfach nichts zu tun. Seine Gedanken fliegen zu lassen und Ordnung zu schaffen. Wir sind in unserem Leben dauernd irgendwie irgendwo irgendwas am tun. Seis nur vor dem Handy oder TV oder Radio. Wann nimmt man sich die Zeit mal einfach nichts zu tun? Ich glaube das muss ich echt mal in mein Leben einbauen. Das gefällt mir von Tag zu Tag mehr. 
Nach meiner Pause wusste ich es geht noch 4 Anstiege hoch und danach wird es endlich mal flacher. Nur Leider musste den letzten Anstieg über 3km fast nur schieben, weil die Schotterstrecke so Scheiße war, dass ich entweder eingesunken oder aber nur durchgedreht bin. Totaler Müll den sie sich da wieder überlegt haben. Und das auf dem EuroVelo8 Radweg mit Schildern. Die Abfahrt war leider auch nicht besser und ich bin mit 10 km/h langsam runter gefahren. Das war kein Spaß. Aber ich danke Lars für den Tipp neue Bremsbeläge drauf zu machen vor der Tour. In Spanien kann man die wirklich gut gebrauchen. Mir haben nach dieser Abfahrt, wirklich die Finger vom bremsen weh getan. Der Abschnitt war wirklich was für Mountainbikes. 
Danach hab ich dann endlich wieder ein Städtchen erreicht. Kurz vor Hungerast, das hab ich schon gemerkt, aber ich wollte nicht nochmal anhalten. Dort rein in den ersten Supermarkt. Voll geil. Ein kleiner Tante Emma Laden mit allem drin was man braucht. Voll bis oben hin. Da freu ich mich immer, wenn ich sowas finde und gehe da gerne rein. Sogar auf spanisch Brot und so Zeug zu verlangen hat funktioniert. In der Türkei gibt's die noch überall, aber in Spanien sind sie wie in Deutschland kaum mehr zu finden. Voll bepackt mit meinen sieben Sachen. Alleine 5 Liter zum trinken. Hab ich mir gedacht jetzt kommt eine lange Straße am Strand entlang und du suchst dir ein geiles Plätzchen zum übernachten. Aber nein!!! Der Weg am Strand der wieder offizieller Radweg ist, ist kein Weg sondern einfach nur Sand und ich bin sofort stecken geblieben. Also kurz vor dem Ziel wieder einen Plan umschmeisen. Sowas nervt, vor allem wenn kaum noch Kilometer im Tank sind. Ich hab dann die offizielle Straße genommen. Bin noch einige Orte weitergefahren, bis ich einen guten Weg zum Strand gefunden hab. Und hier bin ich nun. Voll gefuttert , neben einigen Anglern hab ich mein Nachtlager aufgeschlagen und lasse mich hoffentlich von den Wellen in den Schlaf wiegen. Damit ich morgen wieder durchstarten kann. 
Zum Schluss ein Spruch, den ich in einem Forum gelesen hab, und ich mittlerweile nachvollziehen kann:
" Spain is pain and Spain is never plain"

Kommentar schreiben

Kommentare: 0