
Heute wurden es 130km. Es fühlt so gut an und genau richtig! Heute bin ich wieder auf Level. Ich liege hier in meiner Hängematte in Àquilas auf dem Campingplatz. Ich bin endlich wieder geduscht. Gott ist das geil! Nach 3 Tagen nur schwitzen!!! Endlich eine kalte Dusche. Gott ich liebe es. Einfache Dinge können echt, für mich die Stimmung sofort drehen.
Aber was für ein Tag war das. Es kommt schon an den perfekten Tag, für so eine Radreise ran, obwohl Sonntag ist.
Ich bin um 8:30 Uhr gestartet und schlafen konnte ich eher schlecht als recht. Irgendwann bin ich weggedöst und als ich aufgewacht bin, war ich fast quer in meiner Hängematte gelegen. Zum Glück kann man da so gut wie nicht rausfallen. Nachdem Start ging es mal so richtig los. Es ging den Rest, um das MarMenor, eine abgetrennte Salzlagune. Natürlich waren wieder unendlich viele Rennradfahrer am Start. Und ich muss sagen, das hat mich mega motiviert und ich hab die ersten 40km runtergefahren wie nichts. Obwohl ich einen Anstieg von 300 Höhenmetern mit drin hatte. Ich bin einfach gefahren und auf der Geraden hab ich 26km/h getreten, wo ich eigentlich nur 22km/h mache im Schnitt. Also meine Kraft die gestern weg war, ist über Nacht wieder gekommen! Mein Bauch hat zwar bis Mittag noch gegrummelt, aber dann wurde alles wieder normal. Ich denke ich hab irgendwas falsches gegessen, bei der Hitze vielleicht auch kein Wunder. So ging es mit Kraft in den Beinen bis nach Cartagena 40km weit, wo ich am Yachthafen gefrühstückt habe. Ich hatte von gestern noch genug übrig, weil ich am Abend kaum Hunger hatte. Insgesamt hatte ich heute ganz schön Höhenmeter zu bewältigen. Am Ende wurden es 4 Anstiege und 1450 Höhenmeter. Aber vier mal rauf bedeutet auch 4 mal runter. Und das ist der Hammer. Wenn sich die Straßen in Serpentinen an den Berg schmiegen. Also rauf ist nicht der Hammer. Da muss man halt durch. Aber runter ist Hammer geil.
Vor allem mit den ganzen verrückten Rennradfahrern, die einen auch immer wieder anfeuern und "Vamos" rufen. Das motiviert schon sehr und man bleibt nicht einfach stehen. Von diesen verrückten, da gibt's ein paar, das ist eine Schau denen zu zuschauen. Die fliegen quasi über den Berg, alle wie eine Schlange schön im Windschatten, und wenn's dann bergab geht werden die Autos nur so überholt, wenn es zu langsam geht. Das ist echt faszinierend zu sehen, wie viel Power da manche haben und wie gut sie mit ihrem Rennrad umgehen können. Ich komm mir da immer bissl fehl am Platz vor. Heute hab ich bissl drüber im Kopf einen Vergleich gehabt. Man geht auch nicht mit Elefanten über die Alpen. So ein bisschen komm ich mir vor. Oder wie der kleine Dicke der auf der Laufbahn, das dritte mal überrundet wird. Aber mein Ziel ist ja ein ganz anderes. Ich sitz halt auf meinem Drahtesel immer noch, wenn die Anderen schon alle Siesta machen. So ging es heute wirklich durch atemberaubende Landschaften. Von Bucht zu Bucht und dazwischen immer wieder über einige Berg. Immer wenn ich wieder den Berg oben war, wurde ich mit toller Aussicht auf die nächste Bucht belohnt. So wurde es nicht langweilig und ich hab immer was zu schauen gehabt. Einmal ging's direkt am Meer entlang. Einmal ein paar Kilometer durchs Hinterland. Der Unterschied bzw. wie schnell der Unterschied zwischen Menschen an der Promenade und dann alles voller Gewächshäusern und insgesamt nicht so aufgeräumten Gegend ist, ist wirklich krass. Oft reichen 3-4km und das Bild von Spanien wandelt sich vom einem zum Anderen. Das Highlight des Tages war wieder mal ein Radweg von minderem Zustand, um es nett zu sagen. Dort ging es 10km wirklich durch ein Wandergebiet und das hat echt abgefahren ausgesehen. Durch Felsen und Hügel und man dachte man ist in der Wüste gelandet. Aber das war alles direkt am Meer entlang. Wirklich sehr sehr schön. Einsame Buchten und ein paar verfallene Steinmauern gab's zu sehen. Ein wirklich cooler Abschnitt. Als ich auf den Weg abgebogen bin, schwante mir eigentlich übles. Es prangte fett ein Schild mit Durchfahrt verboten, weg Erdrutsch am Beginn des Weges. Aber nachdem ich ein paar mit ihren Strandoutfits laufen sah, dachte ich mir, so schlimm kann's ja nicht werden. Und ich wurde echt mit einem sehr schönen Stück EuroVelo 8 belohnt.
Das Wetter hier macht mir ab 14 Uhr ganz schön zu schaffen. Sobald man ein bisschen weg vom Meer kommt wird es bis zu 36 °C warm. Sowas hab ich auch noch nicht erlebt auf meinen Reisen. Meistens war die Kälte das Problem. Schön mal wieder eine neue Herausforderung zu haben. Aktuell mach ich ab 15-16:30 Uhr meine lange Pause. Also meine Siesta. Leg mich irgendwo in den Schatten und warte bis die Sonne ihren Lauf nimmt. Es ist wirklich eine Herausforderung einfach zu warten. Sonst versuch ich immer weiter zu kommen und mach max 30 min Pause. Und aktuell werde ich gezwungen zu warten. Das hat ein bisschen was vom Sprichwort: Das Gras wächst nicht schneller wenn man dran zieht. Ich glaube hier kann ich einiges lernen für mich im Leben. Manchmal ist nichts tun, genau die richtige Lösung im Leben.
So jetzt wird noch ein bisschen was gegessen und dann geht's im Zelt schlafen. Hoffen wir auf Tage voller Kraft und ein paar Wolken am Himmel. Ein geiler Tag neigt sich dem Ende.
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