
Nach meinem Tag Pause ging es heute 160km weit, bis kurz hinter Castalla. Ich hab heute mal wieder die Hängematte im Einsatz und das macht das Leben sowas von leichter. Bin eh in der Wildnis und dann muss ich kaum was auspacken und Morgen bin ich direkt wieder startklar. Naja Wildnis kann man das nicht nennen. Ich bin außerhalb von Castalla, direkt am Radweg hab ich ein paar Kiefern gefunden in die ich meine Hängematte gehängt hab. Ich hab extra mal 20 min gewartet, ob hier viele Gassigänger oder Jogger vorbei kommen. Als ich gewartet hab natürlich niemand. Seitdem alles steht mittlerweile 10 Leute , die aber alle sehr uninteressiert an mir waren. Leider hab ich nichts gefunden, wo ich besser geschützt wäre. Nur alles voller Olivenbäume und die sind alle viel zu weit auseinander für die Hängematte. Also muss es heute so gehen!!!
Heute morgen hatte ich schon ein wenig einen Kampf zu kämpfen. Es gehen mir nach so einer Pause so viele Sachen durch den Kopf. Aber es hilft ja nichts. Nach einem mega Frühstück. Ich hab so viel gegessen, dass ich heute nur noch Kekse unterwegs gebraucht hab. Natürlich dazu ein paar eiskalte Fantas. Die Fahrt aus Valencia ging wirklich ohne Probleme und so bin 2-3 Stunden lang durch Reisfelder und Reisfelder und Reisfelder und dazwischen immer mal wieder ein Acker mit Zitronen oder Limonen. Super gute Straßen waren da vorhanden und dieses Kanalnetz, ist wirklich krass ausgeklügelt. Da hab ich im Kopf schon gemerkt ich bin wieder voll in dieser Tour drin.
Manchmal hab ich Bilder mit Arbeitern in den Reisfeldern gesehen, die hätten auch irgendwo in Asien sein können. Das war wirklich krass. Nur das hier diese typischen asiatischen Hüte fehlen. Hier hat man halt spanische Hüte auf. Außerdem aufgefallen ist mir, dass enorm viele Schwarzafrikaner in den Reisfeldern arbeiten. Ich würde schätzen Verhältnis 70/30. Vermutlich für viele Geflüchtete und Menschen auf der Suche nach einem besseren Leben, eine gute Möglichkeit Geld zu verdienen. Ich will das nicht verurteilen, aber bisschen so, wie bei amerikanischen Baumwollplantagen, vor dem amerikanischen Bürgerkrieg, wirkte das schon. Hoffen wir mal es ist eine Win Win Situation für alle Seiten.
Ich muss sagen es liefen die Kilometer durch wie nichts. Den Tag Pause hab ich deutlich gespürt. Wieder mehr Kraft und damit auch höhere Geschwindigkeiten. Meine erste Pause musste ich heute erst bei km 77 machen in Gandia. Ein kleines sehr hübsches Städtchen. Ich wusste hier schon dass meine letzten 50km heute ein Spaß werden, weil es nur bergauf ging von 0m über Meer auf 865m hoch und das auf 30km Länge verteilt.
Nachdem ich Gandia verlassen habe, bin ich auch direkt in Richtung Landesinnere abgebogen. Die Berge haben sich eh schon rechts von mir aufgetürmt und ich hab gehofft, dass ich nicht den höchsten nehmen muss. Mein EuroVelo 8 war auch immer noch ausgeschildert und damit war klar, der Weg kann nicht so schlecht sein. Als ich dann bei km 100 mich langsam an den Aufstieg machte und ich immer mehr aus den Dörfern raus strampelte, und die Wege immer schmäler wurden. Hatte ich nur die Hoffnung, dass die Spanier hoffentlich diesen Weg gut präpariert haben, weil Alternativen gab's leider keine. Als ich dann auf einen Wanderweg abgebogen bin, war ich immer mehr begeistert. Betonierte Straßen zwar nur die ersten 3 km und danach Schotter. Aber Wanderweg Schilder und sogar 1 Wanderer. Also so schlecht kann das nicht werden. Ich bin durch Kiefernwälder immer entlang eines kleinen Flusses schön Bergauf gefahren und als ich durch den ersten Tunnel durchgefahren bin, eröffnete sich das komplette Tal. Einfach nur Wow!!! Felsen, Fluss, Berge, keine Autos keine Häuser. Einfach nur der Wahnsinn. Sogar einen Wasserfall gab's. Wirklich der ober Hammer. Genau für das mach ich diesen Scheiß! Ich konnte mich gar nicht satt sehen. Ich hab sogar noch gedacht, da fährst du langsamer, so dass du mehr davon hast. Also ich muss sagen, das war eines meiner Highlights aller meiner Touren. Es hat ausgesehen wie bei einem Winnetou Film.
Ich hab mich dann 10-15km immer entlang des Flusses das Tal hochgekämpft. Einfach ein Traum. Auch wenn der Weg immer schlechter wurde, konnte das meiner Freude keinen Abbruch tun! Der Weg den ich gefahren bin ist eine aufgelassene Bahnlinie gewesen. Dieser bin ich jetzt fast 60km lang gefolgt und dadurch ist der Weg einigermaßen in Ordnung. Ich glaub eigentlich ist es für Mountainbikes gedacht. Aber ich komm da schon durch.
Nach diesem Genuss musste ich feststellen, dass das Tal nach 15km weit aufgeht und dadurch überall Olivenplantagen und Limonen Plantagen entstanden sind. Auch Autobahn, Häuser und alles war da wieder vorhanden.
So muste ich mich dann bei einer Affenhitze 35°C noch weitere 2Std. den Berg hoch quälen. Das einzig Gute war, dass früher auf der Strecke ein Zug gefahren ist, was bedeutet, es gibt so gut wie keine steilen Anstiege.
Gott war ich froh als ich endlich oben war. Das hat sich doch ganz schön gezogen. Aber vor allem die Sonne hat mir heute ganz schön zu schaffen gemacht. Dadurch musste ich immer wieder Pausen im Schatten einbauen. Zur Feier des Tages bin ich in Ibi noch kalte Fanta kaufen gegangen und danach hab ich beschlossen, noch so weit zu fahren, bis ich einen Schlafplatz finde.
So und nun lieg ich hier in meiner Hängematte. Meine Sieges Fanta schon getrunken, was zum Essen hat es auch schon gegeben und nun bin ich fast schon bettfertig. Morgen geht's weiter. Ich bin wieder voll drin und mit diesem wunderbaren Tag, hab ich glaub ich meinen Frieden mit Spanien gemacht. Ich glaub sogar, es war einer der besten Tage aller Touren, die ich bis jetzt gemacht hab.
Kommentar schreiben
Stefan (Freitag, 11 August 2023 22:16)
Man freut sich richtig mit, wenn ein guter Tag dabei ist. Halte durch, das Schlimmste ist bestimmt schon geschafft ��
Stivi (Samstag, 12 August 2023 10:52)
Ich geb mein bestes!