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Tag 14: Ab nach Portugal: Benicarlò - Valencia

Stadion des FC Valencia (Estadio Mestalla)
Stadion des FC Valencia (Estadio Mestalla)

Es ist geschafft ich bin im Hotel in Valencia angekommen. Das war heute eine richtiger Motivator. Kein Zeltaufbau, kein im Dreck am Boden liegen. Da hab ich mich drauf gefreut und ich hab gerade unendlich lang geduscht, bis ich fast Schwimmhäute bekommen hab. Und vielleicht geh ich dann nochmal duschen;). Einfach nur mega, wenn man ein eigenes Reich für sich hat. Das weis man glaub ich zu Hause nie zu schätzen. Aber ein Dach über den Kopf und vier Wände außenrum, geben uns Menschen enorme Sicherheit, um unser Leben auf einem ganz anderen Niveau zu bestreiten. 

Nun aber zum Beginn des Tages. Ich hab heute Nacht in meiner Hängematte geschlafen. Sowas von geil, sag ich nur. So gegen 4 Uhr wurde es mir dann zu kalt und ich hab mich ins Zelt verkrochen, wo ich auch meinen Schlafsack hatte. Einfach unter dem Himmel zu liegen und die Beine in die Luft hängen. Es ist vom Komfort her besser als Zelt und Isomatte finde ich. Nur muss natürlich der richtige Ort und das richtige Wetter dafür gefunden werden. Aber es hat sich schon rentiert das ich sie mitgenommen habe. Heute Nacht in der Hängematte bin ich von meinem eigenen schnarchen aufgewacht. Ich glaub ich muss geschlafen haben wie ein Toter. Auf jeden Fall hab ich mich heute morgen wieder energiegeladen gefühlt und ich bin erst um 9 Uhr aus dem Zelt gekrabbelt. Scheinbar hatte mein Körper ein bisschen was zu tun , mich wieder in einen annehmbaren Zustand zu versetzen, damit ich wieder aufs Rad kann. 

Der Morgen ist eigentlich wie immer gestartet, alle Taschen in Reih und Glied vors Zelt . Alles schnell einpacken. Zelt zusammen legen und alles aufs Rad spannen. Dauer meistens so mit allen drum und dran 30min. Gestern hab ich mir nochmal den Weg für heute angeschaut und ich hätte direkt durch ein Naturschutzgebiet an der Küste geführt werden sollen. Nachdem ich die Wege gecheckt hab, war mir das zu heikel. Wieder nur Schotter oder Felsen und ausweichen geht auch nicht. Also hab ich entschieden, nachdem ich Proviant gekauft habe, ich werde heute den Tag auf der N340 verbringen. Schön auf dem Seitenstreifen. Nicht geil aber dafür komm ich voran. Blöd sind auf den Bundesstraßen die Auf- und Abfahrt, da muss man immer schauen, was die Autos um einen rum machen. Aber ansonsten gehts eigentlich ganz gut. Zumindest gibt's keine steilen Anstiege oder Geröll Felder. ;)

So hab ich mich heute Kilometer für Kilometer weiter gekämpft und ich hatte wieder Power in den Beinen. Nicht wie am ersten Tag der Tour, aber eigentlich wieder voll okay. Damit lässt sich was anfangen und ich war mir da schon sicher, Valencia schaff ich. Der Gegenwind den ich hatte, hat zwar genervt, aber langsam werden wir Freunde glaub ich. Die Kilometer sind heute echt schnell gefallen. Im 20km Takt hab ich Pausen gemacht. Proviant hatte ich ja dabei, den ich direkt zum Teil vor dem Supermarkt gefuttert habe. 

Oft hab ich mich irgendwo in den Schatten gestellt, meist unter Brücken mitten auf der Straße. Ist zwar nicht nice, aber besser als zu schmilzen. Es hatte heute 31-33°C. Und ich hab wieder was gelernt. Wenn man Schokolade kauft, bei diesem Wetter, muss man direkt vorm Laden die ganze Tafel essen, auch wenn es erst 9:30 Uhr ist. Ansonsten muss man nachher die Schokolade aus der Verpackung schlecken und das gibt eine morz Sauerei. 

Einmal hab ich auch an einer Tanke gehalten und hab mir 1,5 l Wasser 1l O-Saft und 1,5l Eistee geholt und alles in der Pause getrunken. So über den Tag brauch ich ca. 6 Liter bei dem Wetter und man muss nie wegen bissln anhalten. Eigentlich ganz praktisch. Das ist glaub ich schon krass für den Körper, was er da leisten muss. Aber bis jetzt macht er ganz gut mit ;) 

Zum Ende meiner Fahrt bin ich wirklich wieder auf meinen Radweg gestoßen, den guten alten EuroVelo 8. Diesmal in der Provinz Valencia und hierfür muss ich ein großes Lob aussprechen. Gut ausgeschildert, mit Richtungsangaben und die Streckenführung auf guten Straßen nach Valencia. So Lob ich mir das. Da macht es gleich mehr Spaß in die Großstadt zu fahren. Auf diesen tollen Radweg gings dann 20km bis in die Stadt Valencia. Ich muss sagen ich bin begeistert. Alles sehr grün und es wirkt sehr gut organisiert. Die Fußgänger laufen auf den Fußgängerwegen. Die Radfahrer auf ihren und die Autos passen auch gut auf . Zum Glück sind hier die Radwege immer auf einer Seite der Straße und nicht in der Mitte wie in Barcelona. Ich hab mich direkt eingefunden und hab das Hotel ohne Probleme erreicht. So sollte man das als Stadtplaner machen. Vielleicht haben sie sich was von Kopenhagen und Amsterdam abgeschaut. Auf jeden Fall haben sie die Streckenführung und den Zustand der Wege sehr gut unter Kontrolle.

Nur 30km vor Valencia hat es wirklich ein bisschen ärmlicher ausgesehen und ich musste feststellen, der Wegesrand war voll mit Müll. Überall, ähnlich wie in Bulgarien, Rumänien oder der Türkei. 

In Frankreich sind mir samstags viele Jugendliche aufgefallen, die den Müll gesammelt haben. Vielleicht wäre das auch hier mal was. 

Mein Hotel ist echt cool. Alles dunkel gehalten und ein Restaurant ist auch direkt mit dabei. Mein Fahrrad ist auch sicher abgestellt und damit sollte der Ruhetag ein wirklicher Ruhetag werden. Gott freu ich mich schon auf ein ausgiebiges Frühstück ohne das ich direkt wieder weiter muss. Ich liebe Hotel Frühstück!!!

Zu guter letzt ist mir noch etwas aufgefallen in Spanien. In Anbetracht, dass hier die Sonne scheint wie Sau und die Menschen in Deutschland gerade erfrieren ;) , gibt es hier nirgendwo Photovoltaik. Weder auf Gebäuden noch auf den Feldern. Die Felder sind fast alle mit ausgeklügelten Bewässerungen über Kanäle versehen und es werden, Wein, Obst und Oliven angebaut. Ich glaub heute bin ich an gefühlt Millionen von Pfirsich Bäumen vorbeigekommen. War mir aber nicht sicher, weil keine Früchte mehr dran waren. Aber jetzt zurück zur Photovoltaik.

Wenn ein Land wie Spanien nicht in der Energieversorgung darauf setzt, warum machen wir das dann? Wenn in Spanien angenommen 25% länger die Sonne scheint, bedeutet das bei gleichen Kosten für Installation etc., 25% mehr Stromproduktion bei der gleichen PV Anlage in Deutschland oder Spanien. Ja die Hitze macht noch ein bisschen was aus aber das vernachlässigen wir mal.

Wenn man sich überlegt. 1kWh kann man zum Beispiel für 10 Cent in Deutschland herstellen. Dann kann man 1 kWh in Spanien für 7,5 Cent herstellen. Das ist ein verrückt großer Vorteil, nur mit dem Ort an dem die Anlage steht. Warum tun die das dann nicht? Wenn Deutschland und die EU allen erklären, dass es die neue Heilsbringung ist? 

Wir in Deutschland könnten, gegen sie nicht mithalten , weil die Bauteile eh alle aus China von den gleichen Herstellern kommen. Aufstellen kostet insgesamt das Gleiche. Also machen die Sonnenstunden den Unterschied. Und da können wir nur in die Röhre schauen.

Meine Gedanken hierzu sind echt kontrovers. Ich weis das Spanien sein Gas und Benzin irgendwie aus Marokko und Algerien bezieht und dadurch eine günstige Energiequelle hat. Sprit kostet hier zwischen 1,60-175€. 

Wie soll sich denn ein System jemals rechnen, wenn man den 25% Vorteil den man gegenüber Deutschland hat, wegen weniger Sonne, nicht ausnutzen will, weil man Energie nochmal viel günstiger herstellen kann? Das bedeutet Spanien sagt sich bei 7,5cent pro kWh find ich das nicht attraktiv, das muss noch günstiger gehen. 

Ich find das total krass, wenn wir mit Spanien in Konkurrenz mit Energiekosten gehen kacken wir ja um Faktor 2 oder so ab. Und das werden auch noch mehr Windräder und noch mehr PV nicht ändern. Der Standortnachteil gegenüber Spanien wegen der Sonne ist einfach Fakt. Warum setzen wir als EU, diesen Vorteil den die einzelnen Länder haben nicht ein? Wir stellen das Zeug auf, wo nicht richtig der Wind weht und die Sonne nicht oft scheint, weil es ja subventioniert wird. Sowas macht doch keinen Sinn. Das ist doch strategisch einfach nur dumm. Und auf Dauer wird das teuer und die sehr strombedürftige Industrie sucht sich dann andere Standorte, wenn wir als Deutschland den Energienachteil über andere Faktoren, wie günstige Steuern, gute Infrastruktur, niedrige Lohnnebenkosten, gut ausgebildete Mitarbeiter etc. nicht kompensieren können. 

So jetzt sind glaub ich alle verwirrt oder eingeschlafen :) ich wollte nur mal meine Gedanken in den Raum werfen. Auf einen schönen Ruhetag!!! Oh ich hab noch vergessen zu sagen das ich heute  146km gefahren bin.

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Kommentare: 1
  • #1

    Inge (Donnerstag, 10 August 2023 20:02)

    Stefan, du hast sowas von recht und ich bin voll bei dir, auch in Sachen PV!
    Überzeugungsarbeit leisten ist langwierig und man muss einen langen Atem haben - das kann ich zumindest von meiner politischen Arbeit sagen - das heißt, dicke Bretter bohren und sich nicht vom ersten Astloch abschrecken lassen.
    Bin fasziniert von deinen Reiseberichten.