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Tag 11: Ab nach Portugal: L'Escala - Matarò

Mit dem Velo direkt am Strand
Mit dem Velo direkt am Strand

Heute ging's 153km weit. Direkt vor die Tore Barcelona's. Es fehlen noch 30 km und ich bin in der Hauptstadt Kataloniens angekommen. Man merkt sehr sehr deutlich welcher Verein hier das Sagen hat. Jeder hier hat irgendwas von FC Barcelona an. Der Ort, an dem ich ein Plätzchen, auf einem Campingplatz, gefunden habe, heißt Matarò. Mein Tag heute war echt schön muss ich feststellen. Es lief wie geschmiert. Apropo ich muss meine Kette und die Lager schmieren. Durch den Staub von den Radwegen in Spanien quietsch es langsam. Heute ging es auf guten geschotterten Wegen so durchs Land. Leicht bergauf dann wieder bergab. Am Ende hab ich schon einige Höhenmeter kassiert, aber ich glaube ganz normal für Spanien. 

Obwohl mein Tag heute nicht gut gestartet ist. Ich hab meinen Powerbank wie öfter beim Sanitärgebäude Abend eingesteckt über Nacht. Leider war sie heute morgen weg. Putzfrau hat nichts gesehen und an der Rezeption hat auch keiner was abgegeben. Sehr ärgerlich. Dadurch hatte ich ein kleines Stromproblem. Und oben drauf noch, hat mein Fahrradtacho von Wahoo über die andere Powerbank nicht geladen. Als Resümee: 1 Powerbank weg plus Ladekabel. Handy fast leer und Fahrradtacho fast leer. Irgendwie ziemlich scheiße, um in den Tag zu starten. 

Das Handy hab ich dann noch 20 min mit Schnellladefunktion bis auf 50% gebracht und den Ultra Energiesparmodus rein. Und meine 2te Powerbank hat dann während der Fahrt noch den Fahrradtacho geladen. Zum Glück war da noch Power drin. Das sollte insgesamt so über den Tag reichen, aber für die nächsten Tage muss ich mir was überlegen.

Dann ging's endlich los in den Tag. Spanien ist eindeutig ein Fahrrad geiles Volk. So viele Rennradfahrer, hab ich noch nie in einem Land gesehen. Zugegeben es ist Sonntagmorgen. E-bikes waren eher wenige, um diese Uhrzeit am Start.

Ich bin die ganze Zeit dem EuroVelo 8 gefolgt. Einfach blind hinterher. Der führte mich am Anfang an der Küste entlang, bevor er dann ins Landesinnere abgebogen ist. Erst ganz zum Schluss bin ich dann wieder 30 km entlang der Küste gefahren. 

Heute hab ich mal wieder einen Wegesengel getroffen. Er ist vor mir gefahren und als ich ihn eingeholt habe, hat er mich angesprochen, wie es geht und wo ich hin fahre. Haben dann einen netten Plausch gehabt und er war sehr neugierig, wie ich denn das alles mache. Von den Streckenplanungen über das übernachten etc. Er musste dann aber zu seinem Haus abbiegen, weil seine Sonntagsrunde beendet war. Danach bin ich förmlich über die Strecke geflogen. Mir hilft sowas sehr, um mich weiter zu motivieren und vor allem, wenn die Menschen in meiner Umgebung Interesse haben und ich mal ein paar Wörter wechseln kann. Nachdem ich aus dem Hinterland wieder am Meer rauskam, durfte ich eine Zeit direkt am Strand entlang fahren. Das war schon echt komisch. Und ging auch nicht gut wegen dem ganzen Sand. Darum bin ich irgendwann wieder auf die Hauptstraße gewechselt. Vierspurig für 30 km mit kleinen Seitenstreifen. Die Autos waren aber alle nicht wirklich schnell, die Küste ist ja zugebaut und dadurch immer auf 70 kmh begrenzt. Hat mich aber sehr an die Türkei erinnert 😀. Ich muss sagen lieber teile ich mir die Strecke mit Autofahrern anstatt mich durch Fußgänger Gruppen durch zu kämpfen. Also Fußgänger zu Hause ist so seine Sache, aber Fußgänger in ihrem Urlaub in einem Land von dem sie keine Ahnung haben, sind ein bisschen, wie wenn die im Urlaub auch beim Laufen ihr Hirn ausschalten. Dann doch lieber Autofahrer, die ihre Sinne hoffentlich beisammen haben. 

Mein Highlight des Tages waren Äpfel. Einen Grünen, einen ganz Roten und einen dazwischen. Die hab ich mir alle gezupft. Gibt ja genug Plantagen. Ich muss sagen der grüne war noch nicht reif. Aber der ganz rote "Pink Lady" vermutlich, war mit Abstand der beste. Und meine Allergie hat nicht mal drauf angeschlagen. Vermutlich hat die keine Kraft mehr auszubrechen. Auch nicht schlecht. Nebenbei meine Lippe ist, wie immer, wenn ich so lange im Dreck spiele, unten links aufgerissen und Herpes drauf. Das wird erst wieder weg gehen, wenn ich wieder im sauberen bin und nicht dauernd mit den gleichen Sachen in Kontakt bin. Bissl blöd bei der Sonne, weil das ständig aufreist, durchs Essen, Sonne und hin und her.

Zu guter Letzt noch mal was zum Nachdenken bevor ich meine Paella bekomme. 

Ich bin heute mit meinem Navi an eine versperrte Stelle gekommen, wo dran stand:  Es ist verboten durchzufahren und ein Band war gespannt, weil gerade Jagd ist. Da steht man nun und überlegt, kann ich es riskieren? Man wägt ab. Die spanischen Jäger werden doch einen roten Helm ein blaues T-Shirt und gelbe Taschen von einem Wildschwein unterscheiden  können und mich nicht     abknallen. Vor allem es war 14 Uhr bei 27°C, wer soll da, denn noch jagen. Dann hab ich mir gedacht, irgendwie kann ja auch was dran sein und hab nach alternativen Routen gesucht, mit meinem Komoot. 2 km Umweg und mit der Unsicherheit über Stock und Stein zu müssen. Also diese beiden Varianten waren zur Auswahl. Ich hab erstmal meine Äpfel gegessen und bin dann den Umweg gefahren. Wie bin ich zu der Entscheidung gekommen? Das läuft ja alles sehr subjektiv ab. Also das Band und das Schild haben ausgesehen, als ob sie heute erst aufgestellt wurden. Und gleichzeitig war der Umweg heute für mich okay. Weil ich gut drauf war. Natürlich hab ich mir auch gedacht 5 min mal schnell Angst und dann bist du da durch. Aber diesmal war der Umweg meine Entscheidung.

Danach hab ich viel drüber nachgedacht. Ich hab mich gefragt warum ich eigentlich erst mal Pause gemacht hab. Die Entscheidung und das Risiko waren mir direkt nach ein paar Sekunden klar. Nur 20km Umweg hätten das nochmal ändern können.

Dafür kann man fürs Leben etwas mitnehmen. Wie oft im Leben kommen wir an Kreuzungen und bleiben einfach stehen? Wir wissen eigentlich schon die richtige Richtung, trauen uns aber nicht zu , diese Entscheidung zu treffen. Das einzige was passiert ist, wenn wir nicht entscheiden. Wir bleiben einfach stehen. Sobald wir entscheiden, kommen wir weiter. Entweder wir finden eine Lösung oder wir haben wichtige Informationen gesammelt, wie die Lösung nicht aussieht. Das schlimmste ist aber, einfach nicht zu entscheiden, weil das bedeutet Stillstand. Also ein Hoch auf das Entscheiden auch wenn es manchmal nur zu mehr Informationen führt. 


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