
Meine 2 Lehren aus diesem Tag: 1. Aushalten und weitermachen ist eine der wichtigsten Entscheidungen für Erfolg! 2. Naturgewalten können echt krass sein.
Mein Windmaster Olli hat gemeint ich sollte eigentlich nach Spanien geblasen werden, leider war dem noch nicht so ganz, aber was noch nicht ist kann ja noch werden. Ich hab auf meiner Tour dauernd Wind aus Nordwest, was eigentlich erst mal ganz gut ist, sobald die Route stark gen Süden führt. Dafür kotz ich, sobald die Route nur 3-6km in Richtung Nordwesten geht. Leider passiert das häufiger als man denkt und es kostet enorme Kraft wenn man sich 3km durch Gegenwind kämpft der 35-40km/h hat. Normalerweise fahr ich auf einer flachen Etappe so 21-22 km/h, sobald heute ein Stück mit Gegenwind dabei waren es nur noch 12km/h also ich hab meine Geschwindigkeit halbiert. Was auf die Dauer des Tages krass was ausmacht. So kommen schon 20km zusammen, die man nur gegen den Wind getreten hat und kein Meter auf dem Tacho steht. Wie kann man das kompensieren? Indem man länger im Sattel bleibt. Klingt blöd aber genau hier komm ich zu meiner ersten Lehre für heute. Der Wind ist da, die Strecke ist geplant. Alles ist am Start. Das heißt jetzt gilt es auch unter diesen windigen Bedingungen, die Herausforderung anzunehmen und die Situation die gerade nicht verändert werden kann, auszuhalten. Man kann weinen, man kann schreien, oh ja und das tu ich auch zur genüge oder absteigen und warten. Nichts von diesen Dingen wird dich deinem Ziel einen Millimeter näher bringen. Die Situation ist wie sie ist und das gilt es jetzt zu akzeptieren. Nach dem Motto aushalten maulhalten festhalten. Ich glaub dieses Beispiel zeigt oft wie es im Leben ist. Ziele fallen einem nicht einfach zu. Die Rahmenbedingungen sind auch nicht immer super, aber Erfolg stellt sich ein, wenn man auch die Phasen, die nicht leicht sind aushält und weiter an seinem Ziel festhält. Ich beim Fahrradfahren steck mir meine Ziele immer so im 20-40km Takt und ein Tagesziel. Sowie ein Wochenziel. Aber so bald ich in diese schwierige Situationen komme, wie heute bei Gegenwind, steck ich die Ziele anders. Fahren wir bis zur Brücke, oder der nächste Straßenpfosten, also etwas viel kleineres was ich auch sehen und schon wahrnehme. Und dann immer in kleinen Schritten immer weiter. So komm ich da durch und bleib dran. Wenn man das wieder aufs Leben übertragen will, sollte man in schwierigen Phasen die Schritte zu seinem Ziel kleiner machen oder mehr Zwischenziele einbauen. Dadurch hat man Erfolgserlebnisse, die unter normalen Rahmenbedingungen nicht aufgefallen wären, aber in den schlechten Phasen ist das wichtig, damit man nicht aufgibt und im wahrsten Sinne des Wortes einfach absteigt.
Meine 2. Lehre ist die Naturgewalt ist einfach nur krass. Ich mit meinem Fahrrad hab mich heute gefühlt, als der Spielball des Windes. Er hat mich öfter fast von der Straße geblasen. Vor allem wenn er seitlich in mein Rad fährt, muss ich ganz schön dagegen halten. Ich als fahrende Schrankwand biete natürlich top Angriffsfläche. Also ist der Tag logischerweise viel anstrengender als wenn ich einfach so vor mich hinrolle. Zudem hab ich heute wieder mal ein Navigationsmeisterstück geleistet und wollte den Weg um 20km abkürzen. Meistens wenn ich das mache, kommt meistens nur scheiß dabei raus. Manchmal gibt's die Wege einfach nicht und man steht vor einem Feld. Manchmal sind sie so schlecht, dass man heil froh ist wenn nach allem gerüttel und geschüttel noch alles am Fahrrad dran ist und Nichts verloren gegangen ist. Manchmal aber auch findet komoot richtig geile Radwege, die toll ausgebaut sind. Das liegt sicher nur zum Teil an komoot, viel eher bin ich da einfach zu faul genau bei komoot bei der Planung genau zu schauen, was das für Wege es sind. Dann muss man eben durch und hoffen das es nicht die nächsten 20km so weitergeht.
Zusätzlich durfte ich heute das erste Mal in dieser Tour Fähre fahren. Also Fähre ist zu viel gesagt. Ein normales Boot halt für 10 Gäste. Sehr nett "Petit Lily" hieß das Schiff und der Bootsführer hat mir direkt geholfen mein Monster ins Boot und wieder raus zu hieven. So eine Überfahrt kostet 2,4€ mir Fahrrad.
Danach gab's gleich noch ein Eis, man gönnt sich ja sonst nichts. Heute war übelst viel in jeder Stadt los, weil die Menschen nicht an die Strände konnten. Alle mussten sich was anderes überlegen. Die ganz harten Menschen am Strand, standen den ganzen Tag im Sandsturm oder sind ihrer Strandmuschel hinterher gerannt.
Bei einem weiteren Stop bin ich meinem Fahrradhelm hinterher gerannt, weil ihn der Wind durch die Straße geblasen hat. Also echt komisch dieser Wind. Ich glaub wir beide werden gerade keine Freunde.
Insgesamt stehen 157km im Fahrradtagebuch und ich bin in der Nähe von Perpignon auf einem Campingplatz. Der Preis mit 26€ ist gleich gezogen mit dem am Genfersee.
Jetzt warte ich gerade auf meine Pizza und danach geh ich schlafen, weil ich heute ganz schön Kräfte lassen musste. Aber Morgen ruft das vorletzte Land auf meiner Tour Spanien! Schon ein bisschen unglaublich, dass ich von Sola bis Spanien in 10 Tagen fahren werde. Vorausgesetzt alles läuft rund. Aber wir wollen den Teufel ja nicht an die Wand malen.
Gerade fühl ich mich ein bisschen einsam. Es ist komisch die ganzen Menschen zu sehen, die ihren Urlaub miteinander verbringen. Da spielt vieles im Kopf zusammen. Auch wenn über Sachen nachdenke empfinde ich viel mehr Emotionen, wie oft zu Hause. Ich glaube so eine Reise zu mir selbst, hilft meine Schutzschichten abzubauen und Emotionen zu bestimmten Themen zu zulassen. Vielleicht lassen sich dadurch auch einfach ein paar Themen bei mir selbst lösen. Das würde mich sehr freuen.
So, genug von dem psychologischen Zeug. Also geht's morgen wieder bei Wind raus auf die Strecke und ich werde mit meinem Rad nach Spanien fahren.
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