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Tag 25: Kemer - Side

Tor in Side
Tor in Side

Heute ging es 125km bis nach Side. Ich habe heute extra meine Strecke leicht geplant, damit ich wieder ein bisschen Energiereserven sammeln kann. Die letzten beiden Tage haben mich ganz schön an meine Grenzen gebracht. Es ging fast nur über flaches Land, und natürlich als mein großes letztes Zwischenziel, ging es durch Antalya. Ich bin jetzt seit Izmir immer an Schildern vorbeigefahren, wo ewig große Zahlen bis nach Antalya gestanden sind. Und ein paar Tage später hab ich es echt geschafft! Mega cool!

Heute morgen hab ich am Strand direkt am Campingplatz gefrühstückt, damit ich die letzten 40 km bis nach Antalya durchziehen kann. Eigentlich gab's nur Süßigkeiten, weil meine Tasche leider nichts mehr anderes hergegeben hat. Die Power reicht bis Antalya und danach kauf ich einfach dort ein, so der Gedanke. Aber langsam hab ich nicht mehr so Bock auf Süßigkeiten! Die Strecke führte durch Tunnels, die ich endlich auch mal nutzen durfte. Sonst musste ich bis jetzt immer oben drüber oder außenherum fahren. In so Tunnels ist es mega laut, wenn dort viele LKW durchbrettern. Ein bisschen so wie wenn ein Düsenjet über einen drüber jagt. Aber alles kein großes Ding gewesen. 

Auf Antalya hab ich mich gar nicht so sehr gefreut, weil ich mir dachte, wenn das so wird wie in Izmir, ist das nicht so geil. Aber dann kam es ganz anders. Empfangen wurde ich von einer Bergbahn, wie beim Skifahren in Österreich. Man kann dort auf einen Gipfel hochfahren und die Aussicht genießen. Danach haben mich lauter Öltanks begrüßt. Scheinbar wird hier extrem viel Rohöl umgeschlagen. Die höchste Nummer die ich gesehen hab, war über 300. 

Dann ging's schnell zum einkaufen. Gleiches Spiel wie immer. Man sollte mit Hunger nicht einkaufen gehen. Viel zu viel gekauft, dass ich es gar nicht auf dem Fahrrad untergebracht habe. Also hab ich auf der Strandpromenade mein 2. Frühstück eingelegt. Ganz gemütlich heute. Ich hatte ja einiges an Zeit. Antalya hat eine krasse Promenade. Richtig schön 10-20km lang mit lauter Cafés und Spielplätze etc. Wirklich sehr gut gemacht und sicher ein guter Treffpunkt für die Menschen. Das Highlight für mich war aber,  der Radweg durch ganz Antalya, nur an der Promenade entlang. Das war mega. So bin ich dem ganzen Verkehr aus dem Weg gegangen und konnte auch noch die Aussicht genießen! Antalya wirkte auf mich sehr entspannt. Entweder lag es am Samstag oder einfach an der Stadt. Ich hab alles sehr gemütlich wahrgenommen. Hier kann ich nur sagen. Ist auf jedenfall lebenswert. Auch sehr aufgeräumt und sauber.

Heute bin ich aus dem schauen, dann gar nicht mehr rausgekommen. Auf der anderen Seite von Antalya Nähe Hulk Beach, stehen die Bettenburgen für die Touristen. Einfach nur noch krass, was da hingestellt wurde. Ein Palast neben dem anderen. Wirklich wow! Für Touristen sicher ein faszinierender Ort. Die Paläste oder 5 Sterne Hotels alle mit einer großen Durchfahrt dann einen Innenhof oder Garten mit Springbrunnen und dann ein Palast. Für mich war das so faszinierend und ich hab, mir die auch gerne angeschaut, so dass ich mich gleich noch verfahren hab und bin nach Belek gefahren, obwohl ich da gar nicht hinwollte. Dort gab's dann noch einen riesigen Golfplatz und einen Freizeitpark mit krasser Achterbahn. Und jetzt weis ich auch wo Fußball-Profis im Wintertrainingslager sind. An dem Gelände für Belek , bin ich auch vorbei gekommen. Der Umweg hat sich also gelohnt.

Was mir aber extrem krass aufgefallen ist. Diese Bettenburgen sind wie eine eigene Stadt. Dort fehlt komplett, dass normale türkische leben auf den Straßen, so wie ich es jetzt seit 1000km kenne. Mit Marktstände, Kaffees und Restaurants. Ein bisschen wie eine künstliche Welt für Touristen erschaffen. Ich muss sagen da gefällt mir, das normale Antalya viel besser. Aber ein gutes Geschäft ist es sicher, nur ist es halt absoluter Massentourismus, der nicht in das Konzept der Stadtentwicklung integriert wurde. Wahrscheinlich weil einfach zu schnell zu stark entwickelt. Naja auf jedenfall laufen dort nur maximal ein paar Touristen auf der Straße herum.

Als letzte Station stand dann Side auf dem Programm. Ich hab mir ein Airbnb im alten Side genommen. 

Ab km 50 ging's wieder los mit Schmerzen am Hintern. Heute hab ich zwar wieder eine andere Radhose an, aber leider bringt das alles nichts mehr. Das muss ich im wahrsten Sinne des Wortes wohl aussitzen bis zum Ziel. Zum Glück kamen die Probleme erst die letzten Tage und nicht direkt am Anfang.

Als ich nach Side reingefahren bin, dachte ich mir noch. Ach ein kleines gemütliches Städtchen, aber als ich dann zur antiken Stadt kam. Überall nur noch Touristen. Total verrückt. Irgendwie logisch, dass an solchen Plätzen viele Menschen sind, aber ich war ganz schön überfordert im ersten Moment. So seh ich kaum Menschen rum laufen und auf einmal Massen davon. Ich muss sagen Side ist wirklich schön anzusehen. Alte Bauwerke zwischen kleinen Gassen eingebettet, wirklich sehenswert, aber halt auch super touristisch. Überall Souvenirs und die typischen westeuropäischen Marken. Die Händler versuchen Leute anzuquatschen und die Preise sind auf einmal alle wieder in Euro anstatt in Lira. Ich finde das gerade ziemlich seltsam, weil ich mich jetzt schon so lange einfach durchgeschlagen habe, und auf einmal steht vieles in deutsch da und die Leute um mich sprechen auf einmal wieder deutsch. Ganz komisch gerade. Aber irgendwie ja logisch, dass es so ist.

Was lustig ist, ich werde nie angesprochen, entweder weil ich müffel, bemitleidenswert aussehe oder weil ich vielleicht mit Bart doch sehr türkisch aussehe. Vor zwei Tagen hat einer gemeint, dass ich doch Türke sein müsste, so wie ich aussehe. 

Wenn ich die Sprache noch lerne, dann geh ich eventuell als Türke durch. ;)

Morgen geht's dann auf die letzten 300km und ein bisschen was. Das Finale kommt deutlich näher. Ich muss noch 4000 Höhenmeter machen auf den letzten Kilometern. Aktuell bereitet mir das ziemliche Bauchschmerzen, aber irgendwie werden, wir da schon noch drüber kommen! Aktueller Plan sieht vor die Fähre von Tasucu nach Girne am 19.10. 2021 um 23:30 Uhr zu erwischen. Wenn nicht alles schief geht, sollte das schaffbar sein. Also hoffen wir auf gute Beine, gute Winde und einen endgültig gekündigten Plattenvertrag.

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