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Tag 24: Kas - Kemer

Höhle unterhalb der Straße
Höhle unterhalb der Straße

Ich sitze gerade hier am Campingplatz in Kemer. Bock fertig! So dass ich erst mal 1 Std. nur rumgesessen bin, nachdem ich mein Zelt im dunkeln aufgebaut habe. Erst jetzt hat mein Körper und Geist die Luft zu atmen und jetzt merk ich erst , wie erschöpft ich bin! 

Insgesamt bin ich 145km gefahren und hab dabei wieder mal 1800m Höhenmeter machen müssen.

Der gestrige Tag hat mich absolut an meine Grenzen gebracht, also nicht wundern über meinen Beitrag. Den hab ich in einem Zustand zwischen Fresskoma und Kreislaufkollaps verfasst.

Heute Morgen, wollte ich schon gar nicht aufstehen, so k.o. war ich. Als ich mich dann um 8 Uhr zum Frühstück auf die Dachterrasse schleppte, ging mir das Herz auf. Ich hatte einen tollen Blick über das Meer und hab es richtig genossen, einfach nur zu sitzen und zu schauen bisschen essen und trinken, da ist die Welt in Ordnung. Ein Bild konnte ich nicht machen 2 Stockwerk runter und wieder hoch, um das Handy zu holen, waren einfach zu anstrengend. Um 9 Uhr konnte ich mich dann endlich aufraffen, aufs Rad zu steigen, mit dem Wissen ich muss heute 2 mal auf 500m hoch. Das erste mal gleich am Anfang. Ich bin keine 600m gefahren , als es so verdammt verdammt steil hochging, dass ich schieben musste. Aber wie, ich hab fast mein schweres Rad nicht den Berg hoch bekommen. 2km ging das so, bis es endlich so flach wurde, dass ich es auch wieder schaffe zu fahren. Die Aussicht phänomenal. Aber der Stefan sowas von im Arsch, dass ich eigentlich wieder absteigen könnte und das war's dann für heute. Aber wir wollen ja weiter kommen. Also hab ich mich reingehängt. Und konnte mich mehr und mehr in den Tag reinarbeiten. Das war echt ein Kampf. Mega Schmerzen am Hintern, Beine wie Wackelpudding und mein Kopf hat am Anfang auch nicht so Recht gewollt. Nach 13km Bergfahren, ging's endlich Bergab! Gott war ich froh. Ich rede mir mittlerweile immer in den Bergen ein. Alles geht irgendwann vorbei, egal wie lang es dauert, einfach immer weiter kurbeln. Irgendwann wird auch dieser Berg enden und es geht wieder runter. Das funktioniert bis jetzt ganz gut. Ich schleppe mich irgendwie drüber, ohne Ambition schnell drüber zu kommen. Das Motto ist Hauptsache oben ankommen.

Nach einer rasanten Abfahrt mit neuem Geschwindigkeitsrekord von 62kmh ging es spektakulär am Meer entlang. Wieder auf einer Panoramastraße. Das war einfach nur Wow!!! Wie im Traum. Tolles Wetter, tolles Licht, wenig Verkehr und ich auf dem Rad, darf da entlang fahren. Die Landschaft war heute insgesamt mega spektakulär einmal am Meer entlang oder durch die Berge beides war wirklich richtig schön!

Ich glaub das war der Grund warum ich heute durchgehalten habe. Ich konnte mir vieles anschauen und dadurch wurde der Tag einfach leichter.

Als ich eine Pause in Demre gemacht hab, direkt am Strand, weil ich einfach nicht mehr konnte und ich mir dachte, wie soll das heute funktionieren?!, Da hat mich jemand angesprochen und mich auf türkisch was gefragt, ich wie immer nichts verstanden, und gesagt "German", switched er nicht direkt auf deutsch und erzählt mir, dass er aus Lübeck kommt und mit dem Wohnmobil unterwegs ist. Es hat sich ein tolles Gespräch entwickelt. Er war ein bisschen baff wie weit ich es in so kurzer Zeit geschafft habe, und hat mich allerhand gefragt und mir Tipps gegeben. Das war wirklich schön, mal wieder mit jemanden zu sprechen. Ich glaube das Universum schickt mir immer genau zur richtigen Zeit, den Engel vorbei den ich gerade brauche. Heute war er es. Irgendwie war ich total motiviert und mein Motto wechselte zu " Jetzt erst Recht". Die Anstrengung vom Vortag, war wie weggeblasen. Ich machte 25km ohne Probleme und dann hat mich mal wieder ne Glasscherbe ausgebremst. Ich dachte eigentlich, ich hab meinen Plattenvertrag gekündigt ( Danke Matters fürs das Wortspiel), dem ist leider nicht so. Also direkt am Strand Reifen ausgebaut und neben dem Schlauch gleich den neuen Reifen mit drauf gemacht (Schwalbe Marathon). Ein Stoßgebet zum Himmel geschickt, dass er mich ins Ziel bringen möge!!! 

Durch die Begegnung vorher, hat mir das gar nicht so zu gesetzt. Aber man kann auch echt schlechtere Orte für nen Platten haben.

Danach war natürlich mein ganzer Zeitplan total im Arsch.

Ich hab mir eingeredet, jetzt fahren wir mal über den zweiten Berg und dann schauen wir mal wo wir stehen. Aber das zweite mal einen Aufstieg hinzulegen, war die Hölle auf Erden heute. Der Hintern hat mir dermaßen weh getan und ich konnte einfach nicht mehr. Ich musste 3 Pausen einlegen auf dem Weg hoch. Vielleicht ist es die Tafel Schokolade gewesen, die mich da drüber gebracht hat. Wer weis das schon. Am Ende bin ich nur mit sehr viel Wille, mentaler Stärke und einem freien Geist soweit gekommen. Die letzten 10km musste ich mein Licht einschalten, weil die Sonne hier immer regelrecht vom Himmel fällt. Nach Sonnenuntergang dauert es vielleicht noch 30min und es ist stockdunkel. Wäre der Platten nicht gewesen, wäre ich vermutlich noch bei Helligkeit angekommen.

Ohne mein Mentalitäts Monster, dass heute Nachmittag wieder mal zum Vorschein kam, wäre ich nicht angekommen. Da hätte ich schon viel früher die Flinte ins Korn geworfen. Wie Francis mir gesagt hat, vielleicht setzt auch  langsam die Sogwirkung zum Ziel ein. Das kann natürlich auch sein.

Ich freue mich wirklich auf meine Ankunft und hoffe noch auf einige beeindruckende Tage mit  dieser wunderbaren Landschaft. Nur an die Berge darf ich nicht denken, weil die machen mir richtig richtig zu schaffen!!!

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Kommentare: 2
  • #1

    Helmut H. (Samstag, 16 Oktober 2021 07:18)

    Wird das nach Antalya flacher?
    Das ist ja der Wahnsinn mit deinen alpinen Verhältnissen.
    Hoffe der sog des Ziels zieht dich weiter an. Ich ziehe meinen Hut. Wir warten jeden Tag gespannt auf deinen tollen Bericht. LG Heidi und Helmut

  • #2

    Stivi (Samstag, 16 Oktober 2021 21:24)

    Leider Nein. Es geht so weiter. Immer ans Meer und dann wieder auf 500m hoch. Aber da muss ich jetzt durch