
Was für ein Tag! 130km ! Ein wirklicher Tag zum vergessen. So wünscht man sich keine Radtour.
Am Morgen, als ich gut erholt mein Zeug gepackt habe, musste ich leider feststellen, dass mein Helm nicht mehr zu finden ist. Da ich gestern so Bock fertig war als ich vom Rad gestiegen bin, kann ich auch nicht sagen, wo ich den hingelegt hab. Entweder er wurde geklaut oder ich hab ihn einfach verlegt und nicht mehr gefunden. Nachdem ich das Zimmer auf den Kopf gestellt hab und das Café abgesucht habe, habe ich beschlossen ohne den Helm weiter zu ziehen. Schade aber was will man machen.
Dann bin ich Frühstück kaufen gegangen und hab zu meinem entsetzen beim zahlen festgestellt, dass ich nur noch 15TL = 1,50€ hatte. Zum Glück kostete das Frühstück nur 11TL. Also bin ich dann gleich weiter zum nächsten Geldautomat, damit ich endlich in den Tag durchstarten konnte. Es lief also nicht so nach meinen Vorstellungen.
Izmir heute war echt anstrengend!!! Einmal weil es solche Berge hoch ging, dass ich öfter schieben musste. Keine Chance da hoch zu kommen. Dort möchte ich mein Auto echt nicht parken. Und dann noch der Verkehr! Sobald ich auf einer großen Straße war, die Hölle. Ich glaub gestern war ich so k.o. , dass es mir egal war. Manchmal war es 8 spurig und ich mitten drin. Viel gehupe um Nichts und wilder türkischer Fahrstil. Da war ich echt froh als ich endlich draußen war. Ich glaub meine Route hat mich von den Villen direkt am Meer, bis in die Armenviertel in den Bergen geführt. Heute hab ich das erste mal Kinder beim Müll sammeln gesehen. Eigentlich gehörten die um diese Uhrzeit in die Schule. Sowas macht einen sehr nachdenklich und verwundert. Ich hätte nicht gedacht, dass es dieses Phänomen in der Türkei gibt. Auch Kinder die hinter Ladentheken stehen am Morgen, gibt es immer wieder.
Als ich dann direkt am Flughafen vorbeigekommen bin und die Flieger über mich hinweg rauschten, dachte ich mir nur. Es geht auch einfacher als 3 Wochen auf dem Rad zu sitzen. 2 Std. und ich wäre hier gewesen. Total verrückt, was wir Menschen alles innovatives entwickeln können, damit wir uns das Leben leichter machen, dafür sollten wir echt dankbar sein.
Als ich aus der Stadt raus war ging's in Richtung Berge und ich hab schon dicke Wolken aufziehen sehen. Dachte mir aber, hey du bist in der Türkei, da regnet es nicht. Ich bin jetzt soweit im Süden jetzt kann mir nichts mehr passieren. Meine Regenkleidung hab ich auch irgendwo in meinen Taschen gepackt, weil die brauch ich ja nicht mehr!
Denkste. So ein Scheiß. Ein Gewitter ist aufgezogen und ich dachte mir noch. Ach die Regenkleidung brauchst du nicht, hört bestimmt gleich wieder auf. Also schön nass geworden. Dann dachte ich mir, bei der nächsten Unterstellmöglichkeit, ziehst du dann das Regenzeug an, schön in Ruhe. Wird schon alles gut. Direkt nach dem Gedanken, fahr ich mir echt nen Platten! Ich dachte mir nur, dass kann jetzt nicht wahr sein!!! Der Regen wurde immer schlimmer. Ich also direkt runter vom Rad und schnell Regenkleidung aus den Taschen gesucht. Dann alles abgeladen, reifen ausgebaut. Es hat geschüttet! Es hat geblitzt. Das Gewitter ist genau über mich drüber gezogen. Ich hab nach kurzer Zeit getrieft vor Nässe. Den Schlauch im Vorderreifen getauscht alles wieder aufgepumpt. Alles gepackt und weiter ging's. In der Zeit haben 3 Autos angehalten und gefragt ob ich Hilfe brauche!!! Voll cool fand ich das, aber mein ganzes Zeug lag am Standstreifen verteilt und ich war gerade am flicken. Also helfen konnte mir da leider keiner. Nen großen Regenschirm hätte man gut brauchen können.
Als ich es dann alles wieder zusammen hatte bin ich noch bis zur nächsten Unterstellmöglichkeit gefahren, musste dann aber einsehen, so macht das keinen Sinn. Ich konnte vor lauter Regen nichts mehr sehen. Mit und ohne Brille. Der Regen war so heftig, dass ich beim fahren kaum die Augen offen halten konnte.
Also hab ich mich unter nen alten Schuppen gestellt auf nen Stuhl gesetzt und erst mal auf diesen Frust ne Tafel Schokolade gefuttert, in der Hoffnung irgendwann muss dieses Gewitter ja weiter ziehen. Die Straßen hatten sich in Flüsse verwandelt und ich konnte einfach nur warten. Ich hab auch gleich ein Airbnb in Aydin gebucht, weil ich von oben bis unten durchweicht war. Ich konnte alles an mir auswinden. Der Plan war zwar im Zelt 20km hinter Aydin zu übernachten, aber der Plan ist buchstäblich ins Wasser gefallen.
Nach 1 Std. wurde es dann langsam besser. Die dunkeln Wolken, wollten sich zwar den ganzen Tag nicht mehr verziehen, aber der Regen hatte aufgehört. Ich also wieder rauf aufs Rad und weiter. Ich musste eine Steigung hoch auf 470m Höhe, dass war ganz lustig. Ich hab Schneckenrennen mit einem uralten vollbeladenen LkW gespielt. Er hat mir auf 3km vielleicht so 50m abgenommen. Wir sind also beide mit so 7 kmh den Berg hoch getuckert. Traurig für so nen LKW, dachte ich mir. Das war auch echt ein Teil, sowas gibt's bei uns gar nicht. Was da alles hinten rauskam und ich eingeatmet habe, will ich lieber gar nicht wissen. Aber es hat mir geholfen, einen Ansporn zu haben, den Berg schneller hoch zu kommen.
Dann bei 110km hab ich mir erlaubt nochmal eine Pause zu machen, und wollte checken , ob das mit Airbnb klar geht. Natürlich hat sich niemand gemeldet auf meinen Anfrage. Nach nem Müsliriegel und nem Twix ging's weiter.
Aber nein!!! Auf einmal war mein Hinterreifen platt. Das kann doch alles nicht wahr sein!!! Erst vorne dann hinten! Was ist denn heute nur los. Also wieder runter, alles wieder abladen und den hinteren Reifen ausbauen und das gleiche Spiel nochmal. Zum Glück hab ich 2 Ersatzschläuche in Canakkale gekauft!!!
Als ich beim tauschen war, sah ich schon wie das nächste Gewitter aufzog. Ich also , so schnell ich konnte, alles repariert und rauf aufs Rad um die letzten 20km zu schaffen, bevor der nach Nächste große Regen kommt.
Ich bin getreten was das Zeug hält, damit dieser Tag endlich endet! Der fünfte Plattfuß auf dieser Tour. Diesmal war es eine Glasscherbe die im Reifen steckte. Das kann doch alles gar nicht sein. Ans Nordkapp hab ich keinen einzigen Platten gefahren und hier in der Türkei in 4 Tagen vier Stück. Mann Mann Mann.
Als ich dann in meinem Airbnb angekommen bin, hab ich doch noch alles klären können und ich Schlaf jetzt in einer 2 Zimmer Wohnung für diese Nacht.
Nachdem ich geduscht habe, endlich trockene Klamotten an hatte und alles in der Wohnung verteilt hab zum trocknen, hat die Welt schon wieder etwas freundlicher ausgesehen.
Ich hab mich dann direkt zu Fuß 3km durch die Innenstadt zum nächsten Fahrradladen gemacht. Von Fahrrad fahren hatte ich für heute genug. Natürlich hab ich die Verpackung von meinem alten Schlauch vergessen, aber mit Händen und Füßen hat es irgendwie geklappt 2 neue Schläuche zu kaufen. Das war ein lustiger Laden. Ein alter Mann, und der Laden war vollgestellt bis oben hin. Ich hätte da nichts gefunden. Aber nachdem ich ihm die Bilder gezeigt hab, was ich brauche, hat er nur einen Griff gemacht und schon hatte er das richtige. Das hat mich ein bisschen an die Ludolffs erinnert , nur in viel kleiner. Naja beim zurück gehen hab ich mir dann noch Abendessen besorgt, so dass dieser Tag noch ein versöhnliche Ende nimmt. Es schüttet und blitzt schon wieder, während ich diese Zeilen verfasse. Hoffentlich schaut die Welt morgen wieder freundlicher aus.
Und wenn ich mein Fahrrad nach Zypern schieben oder tragen muss, irgendwie und irgendwann komm ich an!
P.s.: vor lauter Regen gibt's heut auch keine Bilder.
Hier die Route zur heutigen Tour: