
Heute hab ich Izmir erreicht! 141km in die Pedale treten, gwar dafür nötig. Ich übernachte in einem kleinen Café mit Hotel direkt in der Stadt. Hab ich Mittag über Airbnb gefunden. Ziemlich cool muss ich sagen. Gerade war ich noch lecker essen und hab noch Frühstück für morgen gekauft. Damit ich morgen zeitig los komme. Ein schönen südlichen Flair mit lauter kleinen Cafés und Bars in den Straßen. Überall sitzen Menschen und trinken ihren Cay. Außerdem hab ich Izmir als eine Hochburg des Rummikup ausgemacht. Das Spiel wird hier wirklich oft gespielt. Auch in Zypern wird es oft gespielt und macht wirklich sehr viel Spaß. Izmir wird mich sicher morgen noch einige Zeit aufhalten, bis den Weg aus der Stadt gefunden habe.
Heute Morgen nach einer unruhigen Nacht, wegen ständigem Hundegebell und morgigen um die Wette krähen einiger Hähne, war ich ganz schön gerädert. Aber wenigstens hatte ich beim Zeltabbau Gesellschaft von Zwerghühnern und ein paar Küken. Und ich hab in dieser Nacht endlich mal im Zelt nicht gefroren. Dafür war es mir viel zu warm, obwohl ich schon nur noch halb so viel an hatte. Aber schwitzen ist mir eindeutig lieber als frieren.
Schwitzen ist das Stichwort. Gott 28°C bin ich sowas von noch nicht gewohnt, dass mir das ganz schön an die Substanz geht. Vor zwei Tagen war ich noch eingepackt beim fahren und es hatte 10 °C und jetzt ist es echt warm. 4-5 Liter Wasser laufen einfach so durch. Gut das es hier an jeder Ecke was zu kaufen gibt.
Heute bin ich seit der Slowakei das erste mal wieder im T-Shirt gefahren. Das muss man sich mal vorstellen, dass ist jetzt fast 2 Wochen her. Naja vielleicht bin ich auch ein bisschen eine Memme und fahre oft, vor allem bei Wind langärmlig.
Außerdem gab's das erste Eis seit Ungarn. Auch fast 2 Wochen her. Irgendwie stell ich fest, das Wetter war ganz schön lange, ziemlich scheiße. Hoffen wir Mal, dass dieses Problem jetzt erledigt ist. Wenn ich mich noch an die warmen Temperaturen gewöhnt hab, dann ist alles top.
Ansonsten bin ich heute der Autobahn nach Izmir gefolgt, mit einem kurzen Abstecher, um ein paar Kilometer abzukürzen. Aber wie das immer so ist, hab ich wieder mal eine sowas von schlechte Straße erwischt. Die Türken mit ihrem scheiß Rollsplitt, so groß wie Schotter. Mein Rad wird auf dem Belag sowas von gebremst, dass ich bergab treten muss, und da geht jeder Kilometer doppelt so schwer voran. Das merke ich total schnell in den Beinen und ich verfluche die ganze Welt. Da ist mir die Autobahn deutlich lieber zu fahren.
Als ich mich einen Hügel hoch gequält habe, hat mich ein Auto überholt und oben am Berg angehalten und auf mich gewartet. Ein netter Türke wollte wissen, wo ich her komme und wo es hingeht. Wir haben uns ein bisschen unterhalten. Er ist Dermatologe und auch ein Fahrradfahrer. Nicht auf Touren so wie ich, aber als er mich gesehen hat, war er so neugierig und hat mich einfach gefragt.
Er hat mir Tipps gegeben, dass Bergama eine super schöne alte Architektur haben soll. Nur leider 30km in der falschen Richtung. Das ist blöd für mich. Mein Reisestil, entspricht sicher nicht dem normalen Fahrradfahrer. Ich schau mir ja nur Dinge an, die mir auf dem Weg begegnen. Sobald ich Umwege fahren muss, werden die Touristen Highlights ausgelassen. Ansonsten komm ich niemals in Zypern, innerhalb eines Monats, an. Jedes Stückchen Erde hat seine Besondeheiten, die es zu entdecken gilt. Aber mit meinem Ziel sind viele Ausflüge einfach nicht zu vereinbaren. Dafür müsste ich langsamer reisen. Am Ende hat er mich noch gefragt, wie er mir helfen kann. Das ist eine gute Frage dachte ich mir. Vielleicht die scheiß Straße neu teeren. Wäre so ne Idee. Das hab ich natürlich nur gedacht nicht gesagt. Ist echt schwer nem Fahrrad-Reisenden zu helfen, wenn er grad im treten ist, da hat er meistens alles, was er braucht. Anderenfalls sitzt er meisten neben dem Rad und nicht drauf.
Ich hab mich wirklich herzlich bei ihm für das Angebot bedankt und dann sind wir weiter gezogen. Manchmal schickt das Universum zur rechten Zeit Jemanden vorbei. Die weiteren Kilometer auf dieser Straße waren, dann gar nicht mehr so schlimm. Ich bin wirklich dankbar für solche Begegnungen.
Als ich die Autobahn wieder hatte, bin ich gleich mal auf die falsche gefahren. Grüne Schilder bedeuten, Autobahn, wo der Stefan nichts zu suchen hat, hab ich gelernt. Sagen zumindest die Schilder. Ausprobiert hätte ich es aber schon. ;) Nur leider führte die, in die falsche Richtung. Ich musste aber nur 2km am Standstreifen gegen die Fahrtrichtung fahren, um zurück zu kommen. Kein Hupen oder ähnliches, scheint normal hier zu sein. Als ich dann die richtige Autobahn nach Izmir hatte ging's 90 km so dahin. Bei 100 km an diesem Tag, musste ich Pause machen, weil ich einfach nur von der Hitze und dem wenigen Schlaf fertig war. Nach dem Eis und 1Liter Fanta liefs aber wieder einigermaßen.
Je näher ich Izmir kam, umso schlimmer wurde der Verkehr. Verdammt viel LkW und meine Standspur war immer seltener frei oder überhaupt vorhanden. Die letzten 30km bis kurz vors Ziel, bin ich dann im wilden türkischen Verkehr mitgefahren. Da muss man schon echt aufpassen und sich selber vertrauen, dass man keinen Fehler macht, nach 130km in den Beinen. Aber es ist alles gut gegangen. Auch wenn mich das ganze gehupe echt nervt. Mittlerweile nehm ich auch rote Ampeln nicht mehr so ernst. Sobald frei ist, wird einfach weiter gefahren. Und wenn man mal auf die linke Spur muss, weil alles zugeparkt ist, bin ich da mittlerweile abgehärtet, auch wenn LKW's sich 30cm an mir vorbei drücken. Wir kriegen das schon gemeinsam hin ;).
Gefreut hab ich mich schon 30km vor dem Ziel, als ich den ersten Radweg in der Türkei entdeckt hab. Nur leider war der nur 2 km lang, und total sinnlos, weil viel zu weit draußen vor der Stadt, wo er gar nicht nötig war. Er hat auch ohne Beschilderung einfach vor nem Einkaufszentrum geendet. Ich glaub der Bürgermeister von Izmir ist noch nie selbst Fahrrad gefahren in seiner Stadt. Sonst würde es sowas nicht geben.
Erst kurz vorm Ende die letzten 5km in die Stadt rein, gibt es dann wirklich einen Radweg entlang der Promenade. Der ist wirklich gut, nur endet er genauso abrupt vor der S- Bahn Haltestelle und verschwindet im Nichts an einer Kreuzung, wo ziemlich viel los ist. Wenn man schon mal in Kopenhagen oder Rotterdam Fahrrad gefahren ist, dann ist das hier ein Entwicklungsland für Fahrradfahrer. Gefühlt wird an Fahrradfahrer gar nicht gedacht. Auch Fußgänger laufen öfter auf dem Seitenstreifen rum, weil der Gehsteig fehlt.
Naja andere Länder andere Sitten.
Ich werde morgen in Richtung Aydin aufbrechen und mal schauen was dabei rausspringt. Geplant sind wieder ca. 150km.
Es ist aber echt noch verdammt verdammt weit zu fahren. Ich hätte nicht gedacht, dass Zypern so verdammt weit weg ist.
Es sind noch ungefähr 1000km zu fahren. Ich glaub ein bisschen mehr. Was ungefähr 8-9 Tage bedeuten würde, falls ich weiterhin so gut durchhalte. Manchmal hab ich meine Zweifel, ob ich wirklich nochmal 9 mal hintereinander diese Leistung aufbringen kann. Wir werden es sehen.
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