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Tag 15: Rebarkovo - Karlovo

Höchster Punkt der Tour im Balkan
Höchster Punkt der Tour im Balkan
Yeah! Ein Held für 5 min. sein! Ich hab meine erste Königsetappe erfolgreich beendet. 142km, 4 Anstiege, der höchste Punkt der Tour und insgesamt 2220m Höhenmeter, hab ich heute hinter mich gebracht.
Zwischendurch dachte ich mir, wie bist du bloß auf so eine dumme Idee gekommen. Warum packt man so viel in einen Tag. Ganz einfach, weil der Weg genau so lang führt und mein Ziel ist, ca. 150km zu schaffen, und das jeden Tag. 
Die Nacht hab ich unbeschadet überstanden. Das Thermometer zeigte am Morgen 3°C. Für meine nächste Tour schwör ich mir, die Temperaturen in den Gegenden, in denen ich rumfahre besser zu checken. Mein Winterschlafsack liegt zu Hause und aus Gewichtsgründen und dem Leichtsinn, dass ich ja ins Warme fahre, frier ich mir jede Nacht im Zelt den Arsch ab. Diesmal hatte ich 2 Hosen , 3 paar Strümpfe. 1 T-Shirt, 2 Longsleeves und ne Jacke an. 
Also den Fehler hab ich mir hinter die Ohren geschrieben.
Direkt am Start musste ich den ersten Anstieg nehmen. Auf einer neugteerten Straße ging es ein schmales Tal nach oben. Die Bauarbeiter haben sich ganz schön gewundert, was ich so früh auf dieser Straße mache. Ganz oben angekommen, nahm der Weg im letzten Dorf eine wilde Route, mitten durch den Busch und ich hab einfach nur gehofft, dass der Weg nicht aufhört! Über Stock und Stein bin ich echt wieder an der Hauptstraße rausgekommen. Was für ein Glück!
Nach der Abfahrt in eine Ebene, wo man den Herbst mit seinen bunten Farben auch hier schon erkennen kann, ging's erst mal 30km durchs Tal. 
Insgesamt hatte es heute Nachmittag 13°C was ziemlich kalt ist. 
Beim zweiten Anstieg hab ich mich schon gefreut, dass es der große Berg ist, aber denkste. Wer Karten sauber liest ist klar im Vorteil. Nach der Abfahrt hab ich mir es im Navi genauer angeschaut und festgestellt, dass vor dem großen Anstieg nochmal ein kleiner kam. Nachdem ich mir echt wie am Ende der Welt vorkam, hab ich beschlossen im einzigen Dorf weit und breit und total von Bergen umringt, im Supermarkt doch nochmal ein bisschen Treibstoff zu tanken, damit ich auch sicher, über den großen Anstieg komm. Immer im Kopf: Alles was du kaufst musst du auch schleppen. Am Ende wurden es nur 2 Tafeln Schokolade und 2 Packungen Gummibärchen, was zum trinken und noch paar Kleinigkeiten. Lustig war , ich wollte mit serbischen Geld zahlen, weil ich überhaupt keinen Plan hab, wie das Geld hier in Bulgarien aussieht. Wenn das geklappt hätte, hätte ich das Geschäft meines Lebens gemacht. 12€ für einen 1€ ;), aber die Kassiererin hat mich schnell aufgeklärt und am Ende hab ich das richtige gefunden.
Dann ging es vollgepackt und mit angekauften Mut dem Anstieg entgegen. Schön auf einer alten Pass Straße nach oben. In Deutschland wäre die nur für Fahrradfahrer zugelassen, hier fahren einfach alle. LKW wie PKW und natürlich ich. Schlaglöcher so groß, dass ein ganzes Auto reinpasst. Immer wieder alles volle Schotter oder die halbe Straße weg und ganz oben nur noch Schotterwege.
Insgesamt hab ich mich fast 20km den Berg hochgekämpft. Immer schön den Serpentinen folgend, Meter für Meter, Tritt für Tritt. Wirklich nicht meine Lieblingsbeschäftigung, so langsam vor sich hin zu treten. Das Tal ist immer schmaler geworden bis ich dann ganz oben war und ein Weg über die Kuppe ging. Oben hat mich erst mal ne Kuh ganz frei am Straßenrand begrüßt. Danach hab ich gleich noch ne Herde Pferde getroffen und schon es ging auf die Abfahrt. Mega Serpentinen, diesmal auf sehr guter Straße, ohne Verkehr wieder nach unten. Hammer geil! Das entschädigt für die Mühen hoch, zumindest ein wenig.
Ich bin nur froh dass ich jeden Meter den ich mache, nicht wieder zurück muss. Nochmal da drüber muss nicht sein.
Im Anschluss an die Abfahrt folgte direkt der letzte Anstieg. Wieder 20km, diesmal auf der Bundesstraße, bei niedriger Steigung. Das war einfach nur noch anstrengend!!! Ich war sowieso schon Bock fertig und dann so richtig langweilig fast immer gerade aus, so dass man sich nicht über kleine Erfolge freuen kann. Zusätzlich viele Autos und LKW. Gefühlt war dieser Anstieg viel schlimmer. Ich musste auch öfter Pause machen,  und hab ne Packung Gummibären und ne Tafel Schokolade zwischendurch gebraucht.
Als ich dann endlich oben war wusste ich, es geht endlich nach unten! Zwar nicht auf Serpentinen, aber auf ner guten Straße, hab ich ne 15km Abfahrt gehabt. Mega geil wenn man wirklich kaum treten muss. 
Aber nach den 15km war der Tank absolut auf Reserve und ich war einfach nur noch im Arsch. Da musste ich aber noch 30km bis in mein Hotel. Gott können 30km lang sein!
Letztendlich hab ich mich wirklich durchgekämpft, ich konnte schon gar nicht mehr sitzen. Dass ich heute im Hotel schlafe hat mich zusätzlich motiviert durchzuziehen. Duschen und ein warmes Bett, sind wirklich Luxus.
Wie ich im Hotelzimmer war bin ich erst mal aufs Bett gefallen und ich hab 20min Pause gebraucht, bis ich mich aufraffen konnte in die Dusche zu steigen. 
Jetzt hab ich noch lecker gegessen und bin frohen Mutes, aber auch echt im Arsch. Mal schauen wie es Morgen weiter geht.