Tag 9: Bac - Vor die Tore Belgrads

Nach 151km bin ich heute schon um 17 Uhr in meiner Unterkunft angekommen. Für mich ist das sehr früh, aber ich hatte auch echt keine Lust mehr, mich länger durch den Regen zu kämpfen.

Heute Nacht hab ich geschlafen wie ein Baby. So ein Bett hat schon was. Auch wenn es sogar für mich fast zu kurz gewesen ist. Leider hat mich der Hahn vom Kloster schon um 4 Uhr in der Morgendämmerung geweckt, aber den Kampf hab eindeutig ich gewonnen. Ohne Wecker wäre ich glaube ich nicht mehr aufgestanden!

Nach ausgiebigen Frühstück und einer herzlichen Verabschiedung, hab ich mir auf Anraten von Josip direkt die Burgruine in Bac angeschaut. Ich war der einzige weit und breit. Man muss aber auch dazu sagen, es war 8 Uhr morgens. Insgesamt eine schöne Ruine aus Zeiten des ungarischen Königs, der sich mit der Burg gegen die Türken verteidigt hat. Das hab ich gestern auch noch gelernt. Das Kloster und die Kirche waren auch einige hundert Jahre eine Moschee. Serbien ist heute eine verrückte Mixtur und war es scheinbar schon immer gewesen.

Es gibt immer wieder verschiedene Gruppen die sich ansiedeln, aber dann auch im Laufe der Zeit wieder verschwinden.

Laut Denis lebt Serbien in der Vergangenheit. Es geht viel um Ursprung und Glaubensfragen. Viele Politiker, koppeln sehr viel serbische Dinge mit der orthodoxen Kirche, was das Leben für Katholiken nicht leichter macht. 

Was mir persönlich heute aufgefallen ist. Hier in Serbien haben die Russen ihre Finger im Spiel. Die neue Bahnlinie zwischen Belgrad und Novi Sad wird komplett von der russischen Eisenbahn gebaut. Überall sind russische Flaggen und Schriftzüge an Unterführungen und Brücken gepinselt. 

Durch den orthodoxen Glauben kann ich mir vorstellen, dass man in Russland einen Partner auf gleicher Wellenlänge gefunden hat.

Serbien betreibt aktuell eher eine Politik mit verbündeten aus Russland und China. Die EU spielt aktuell scheinbar eine nicht so große Rolle, was irgendwie total komisch ist, weil fast alle angrenzenden Länder in der EU sind.

Jetzt zurück zum Fahrradfahren. Heute ist bis mittags nicht viel passiert. 1 mal von zwei Hunden kurz gejagt worden. 2 tote Igel, 1 tote Eule, 1 tote Katze und 1 toter Fuchs auf der Straße platt gewalzt gesehen.

Das schönste Stück muss ich heute sagen, war vor und durch Novi Sad endlich mal wieder Donau. Und gute Radwege gab es dort auch, so dass ich mich nicht so sehr konzentrieren musste, wegen dem ganzen Verkehr. 

Novi Sad an sich ist echt eine traurige Stadt, wenn man durchfährt. Ur- alte Hochhäuser, aus  Sowjetzeiten an denen keine Farbe mehr hängt. Es gibt eine Burg die aber für mich auch nichts besonderes hatte. Also hab ich mich schnell wieder auf den weg nach Belgrad gemacht. Leider 30km lang auf der Bundesstraße mit viel Verkehr.

Dann kam ein wilder Abschnitt durch ein Wein und Apfelanbau Gebiet. Es gab einige Steigungen zu bewältigen und alles auf Schotter der so groß war, dass ich manchmal schieben musste, weil meine Reifen durchgedreht haben. Wirklich eine sehr eigenwillige Streckenführung, bei der ich nur hoffte, dass der Weg nicht einfach aufhört und ich zurück muss.

Am Nachmittag hat es dann die letzten 2 Stunden zum regnen begonnen. So ein richtig schöner Landregen. Also ab in die Regenkluft. Ich hasse es bei Regen auf Bundesstraßen zu fahren. Aber genau das musste ich die letzten 30km tun. Regen und Wasser überall auf der Straße. Rinnen am Straßenrand kennt hier keiner. Das Wasser läuft da hin, wo es Lust hat und meistens steht es in riesen Pfützen genau in meiner Fahrspur. Leider sind serbische Autofahrer dann doch eher Heißsporne und nicht gerade geduldig , was das überholen angeht. 2 Autos und ein Fahrradfahrer sind eigentlich nie ein Problem aus ihrer Sicht. Also ausweichen ist für mich nicht drin. Drum immer schön durch, durch jede Pfütze. 

Am Ende bin ich auf einem Campingplatz vor den Toren Belgrads gelandet und bin sau froh heute in einem kleinen spartanischen Holzbungalow zu übernachten. Es soll die halbe Nacht regnen. Da lass ich das nasse Zelt , lieber direkt eingepackt.