
Ich hab's geschafft. Ich bin gerade am Nordkapp angekommen. Der Plan von gestern wurde über den Haufen geworfen und ich bin einfach bis an's Nordkapp gefahren! Unglaublich ich sitze hier im Nordkap Gebäude und schau übers Kap. Total verrückt! Und ich bin einfach nur glücklich und froh, angekommen zu sein.
Gestern Abend hab ich noch zwei verrückte Radreisende getroffen und hab mich sehr gut bis um Mitternacht über die Erlebnisse, die man so, beim Radln hat unterhalten. Köstlich. Wenn es um Pickel am Hintern, spannende Landschaften, den Grund warum man eine Reise alleine antritt oder Begegnungen mit Menschen hat. Beide sind schon seit März unterwegs und fahren bis September/Oktober Fahrrad. Total verrückt. Michi wird über Norwegen wieder Richtung Deutschland fahren, nachdem er über das Baltikum ans Nordkap kam. Total cool. Irgendwie waren wir gleich auf einer Wellenlänge. Er hat sogar eine Espressomaschine dabei und ist totaler Feinschmecker! Voll bepackt ist das Rad aber gar nicht so viel schwerer als meins.
Heute morgen ging es schon mit Regen los, was sich im Laufe des Tages nur selten änderte. Vor allem der Wind war heftig. Aber er kam zum ersten Mal auf dieser Tour aus Süd - West was mir mega geholfen hat. Nur nach Kurven wenn es gegen den Wind ging war das übel. Bis nach Honningsvag war das heute eine absolute Siegesfahrt. Meine Euphorie ans Ziel zu kommen war riesig. Nach 5km hab ich eigentlich schon beschlossen, dass ich bis ans Ende durch fahre. Egal wann und wie ich dort ankommen werde!
Die ersten großen Herausforderung kam mit dem Nordkaptunnel auf. 7km lang, 3km runter, 1km gerade, 3km hoch. 8% Steigung. In so nem Tunnel ist es nicht wirklich angenehm. Es höllisch laut wenn Autos und Motorräder an einem vorbeifahren. Nass und dunkel, aber wenigstens kein Wind 😉. Aber die Pkw, Busse und LKW passen gut auf einen auf. Als ich endlich Honningsvag erreicht hatte, bin ich erst mal einkaufen gegangen und hab ordentlich eingekauft. Man weis ja nicht was noch passieren kann... Total doof. Das ganze Zeug musste ich jetzt ans Kap schleppen!
Nach einer langen Pause, hab ich mir die letzten 31km dieser Tour vorgenommen. In der Hoffnung es wird auch eine Siegesfahrt, aber da hab ich mich leider geschnitten. Das waren glaube ich, die schlimmsten 31km meines Lebens. Nicht nur das es üble Anstiege gibt, sondern der Wind war so stark, dass er mich 2 mal von der Straße geblasen hat. Es wurde eiskalt 2°C hat mein Tacho angezeigt. Brutal übel und jetzt hatte ich auch noch in den Anstiegen Gegenwind. Irgendwann hab ich mir gesagt: "Du kommst schon an! Egal wann, Egal wie!" Und immer schön im 1. Gang gekurbelt wie ein Großer.
Und tatsächlich ich bin angekommen!!! Ich hab, was für mich unvorstellbares, geschafft! Ich bin an meinem Wohlwagen in Sola losgefahren und hab meinen Weg bis zum Nordkapp gefunden. Ich könnte auf der Stelle losheulen, wie unglaublich das ist, und wie riesig diese 4000km wirklich sind. Wie verrückt dieses Monat war. Was ich erlebt, gekämpft, geschwitzt und mich gefreut hab. Es ist gar noch nicht greifbar für mich. Ich glaub ich muss da noch ein paar Nächte drüber schlafen, damit ich verstehe was ich hier hinbekommen habe. Ich freu mich jetzt bei einer Fanta meines Lebens! Die hab ich mir verdient und wärme mich hier auf.
Danach geht's für mich noch 31km zurück nach Honningsvag ob ich am Morgen schon den Bus nach Rovaniemi nehme oder mich erst mal im Zelt verkrümel entscheide ich spontan. Also auf geht's diese letzten mega anstrengenden Berge wieder zurück bei Wind Regen und eises Kälte.
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Päddern (Freitag, 28 Juni 2019 23:48)
Glückwünsch Stivi! Sau stark und rießen Respekt vor der Leistung! Genieß die letzten Stunden da oben noch und komm gut wieder zurück nach Sola!
Michael aus PB (Samstag, 29 Juni 2019 05:38)
Hallo Stefan, super super Leistung. Hab ja nicht so richtig dran geglaubt, dass das machbar ist, als Du in Brixen davon erzählt hattest. Gratulation und Chapeau !!!
Bis bald auf der nächsten Testfahrt !
Helmut Heckel (Samstag, 29 Juni 2019 08:12)
Mei, a Hund bisr fei scho.
Wenn ich das lese weiß ich genau wie es da durch die Tunnels runter und rauf ging. Und noch der Berg und die Kälte. Und die tausenden Kilometer. Und und ...... Wahnsinn. Ich ziehe meinen Hut.
Michi aus Weilheim (Sonntag, 30 Juni 2019 08:07)
Glückwunsch, die 31. härtesten Km kann ich sooo gut nachvollziehen und auch die Motivation, die einen das dann schaffen läßt. Kurz vorm Kap hab ich dann meine Freude in den Wind geschrien, um dann zu erkennen der letzte Anstieg kommt erst noch.